Haut, Haare und Ästhetik

Schröpfen wieder ganz in Mode

Seit tausenden von Jahren wird in der Naturheilkunde das Schröpfen zur Heilung unterschiedlicher Beschwerden eingesetzt. Beispielsweise zur Linderung von Verspannungen. Derzeit im Trend liegt das sogenannte Facial Cupping – das Schröpfen des Gesichts. Es soll die Kollagenbildung anregen und im Idealfall die Botox-Spritze ersetzen.

08.09.2023
Das Schröpfglas hat einen Sogeffekt. Es kann Gewebe lockern und glätten.  Foto: AdobeStock/larswieser undArkadiy  Foto:  AdobeStock/Nataliia Karabin Das Schröpfglas hat einen Sogeffekt. Es kann Gewebe lockern und glätten. Foto: AdobeStock/larswieser undArkadiy Foto: AdobeStock/Nataliia Karabin
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Schröpfen funktioniert recht einfach. Glas- oder Plastikgläser werden auf die Haut gesetzt, sodass ein Unterdruck entsteht. Sehr effektiv ist dabei das vorherige Erhitzen des Glases. Das Hautareal unter dem Glas wird im entstehenden Vakuum hochgezogen und dadurch besser durchblutet. So kommt der Lymphfluss in Gang, Schlacken werden besser aus dem Körper abtransportiert. Verspannungen und Verkrampfungen lösen sich, Hautzellen bekommen einen Anreiz zur Erneuerung. Schröpfen kann unter anderem bei Rückenschmerzen, Beschwerden im Schulter-Nackenbereich, Migräne und Arthritis helfen, erklärt Dr. med. Tatjana Pavicic, Fachärztin für Dermatologie. Bei bestimmten Organbeschwerden, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen könne es unterstützend eingesetzt werden. Auch die für Bearbeitung von Narbengewebe ist das Schröpfen vielfach hilfreich.
Geht es um „Facial Cupping“ – das Schröpfen des Gesichts – ist von Glättung und Faltenreduktion die Rede. Schwellungen können sich verringern, angestautes Wasser abfließen. Das Schröpfen soll den Stoffwechsel in den Zellen des Bindegewebes aktivieren, sodass sie frisches Kollagen und Elastin produzieren. Das erhöht die Spannkraft der Gesichtshaut. Bei regelmäßiger Anwendung soll die Haut praller und straffer wirken – und die Gesichtszüge entspannter. Schwierig ist das nicht. Wer Interesse hat, es auszuprobieren, der kauft sich einen Schröpfsauger aus Silikon, etwa zwei Zentimeter im Durchmesser. Die Haut wird zuerst gereinigt und dann mit etwas Öl eingerieben. Wichtig ist laut Focus online, in Richtung der Lymphbahnen zu schröpfen, die unter der Haut in Richtung des Herzens verlaufen. Den Schröpfsauger durch Zusammendrücken am Kinn ansetzen und in Richtung Ohr führen. In schmalen Bahnen arbeiten. Von der Stirn in Richtung Schläfe schröpfen. Zwei bis dreimal auf jeder Bahn mit dem Sauger entlangfahren. Augen- und Nasenpartie sowie Zornesfalte und Stirn nicht vergessen. Falten anschließend mit einem kleineren Schröpfglas gezielt behandeln. Die Anwendung, die maximal vier bis acht Minuten dauern sollte, zu Beginn nicht täglich wiederholen, sondern besser der Haut zwischendurch etwas Ruhe gönnen. Christina Schmid, Autorin des Buches „Chi statt Botox“, setzt zusätzlich zum Schröpfen den Gua Sha Stein zum Schaben ein. Hiermit wird die Haut massiert und geglättet. Schmid empfiehlt zwei Behandlungen pro Woche.

(ti)