Haut, Haare und Ästhetik

Besser nicht: Sonnenschutz vom Vorjahr

Fast in jedem Badezimmerschrank stehen angebrochene Sonnenschutzmittel aus der letzten Saison. Eine Studie hat jetzt nachgewiesen, dass die Weiterverwendung im nächsten Jahr durchaus gefährlich werden kann.

12.07.2021
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Warum sind die Gesichtscreme mit dem extra hohen Lichtschutzfaktor und die Sonnenmilch für den Urlaub am Strand eigentlich niemals leer, wenn der Sommer und die Strandsaison zu Ende gehen? Halbvoll überwintern die Sonnenmilchflaschen bei den meisten hinten im Badezimmerschrank und warten auf den Einsatz im nächsten Jahr. Dass das keine gute Idee ist, und der UV-Schutz mit der Zeit abnimmt, ist schon länger bekannt. Dass man aber mit alter Sonnencreme der Haut ernsthaften Schaden zufügen kann, hat eine aktuelle Studie in Frankreich nachgewiesen, die im Fachmagazin „Chemical Research in Toxicology“ veröffentlicht wurde.

Cremes künstlich gealtert

Für die Studie haben Mikrobiologen der Pariser Universität Sorbonne und Wissenschaftler der Forschungsbehörde CNRS Sonnenschutzprodukte mit dem chemischen Filter Octocrylen untersucht. In diesem Filter kann sich bei längerer Lagerung Molekül Benzophenon bilden, das möglicherweise krebserregend ist. Die französischen Wissenschaftler ließen für die Studie 16 Sonnenschutzprodukte mit Octocrylen und eines ohne künstlich altern, indem sie die Sonnencremes sechs Wochen lang in einem Inkubator lagerten, in em eine Temperatur von 40 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent herrschten. Das sollte der Aufbewahrung in einem Schrank bei Zimmertemperatur während eines Jahres entsprechen.

Als die Produkte dann untersucht wurden, hatte sich in den octocrylenhaltigen Sonnenschutzmitteln die Benzophenonkonzentration, die bereits schon in den frischen Cremes vorhanden waren, nahezu verdoppelt.
Octocrylen und Benzophenon sind ohnehin umstritten, weil vermutet wird, dass die Stoffe in den Hormonhaushalt eingreifen, wie die Apotheken-Umschau auf ihrer Webseite informiert. Die Europäische Kommission hat 2019 zu einer Untersuchung von hormonaktiven Substanzen in Kosmetika aufgerufen. Eine endgültige Einordnung steht allerdings noch aus.

Dennoch sollte die Studie genug Anlass dafür geben, sich jedes Jahr mit neuen Sonnenprodukten einzudecken. Damit sie nicht vorschnell altern, sollten sie keinen hohen Temperaturen ausgesetzt werden – also sollten sie zum Beispiel nicht im heißen Kofferraum in der Badetasche auf den nächsten Einsatz warten. Grundsätzlich gilt bei jedem Sonnenschutzmittel, dass es großzügig auf die Haut aufgetragen werden soll, damit es seine Wirkung optimal entfalten kann. (eva)