Alters- und Palliativmedizin

Gutes Essen für mehr Lebensqualität

Welche Ernährung ist die richtige, wenn es zu Ende geht? Viele Angehörige beschäftigt diese Frage. Dabei geht es in der letzten Lebensphase um ganz andere Dinge als nur um Nährstoffe und Kalorienzahlen.

12.07.2021
Wenn der Patient will, darf es auch Torte sein.  Foto: AdobeStock/Anna Wenn der Patient will, darf es auch Torte sein. Foto: AdobeStock/Anna

Viele Krankheiten werden nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit einer bestimmten Ernährung bekämpft. Doch was ist, wenn klar ist, dass eine Krankheit nicht mehr geheilt werden kann und dass der Patient in absehbarer Zeit sterben wird? Ist es dann noch sinnvoll, auf gesunde Ernährung zu achten, helfen eine salzarme Kost oder viele Vitamine?
In dieser Zeit der Palliativversorgung stehen andere Dinge im Fokus, so Diätassistentin Susanne Rolker in der Publikation „Ernährung am Lebensende – wenn Essen und Trinken zur Qual werden“ des vdd (Verband der Diätassistenten). Sie ist als Referentin für die Palliative-Care-Ausbildung von Ärzten, Pflegekräften und Seelsorgern und als Diätassistentin seit über 20 Jahren in der Onkologie tätig und hat viele Patienten in der letzten Lebensphase begleitet.

Kein Appetit

Patienten in der sogenannten „Terminalphase“ sind bettlägerig und haben voraussichtlich noch etwa eine Woche zu leben. Gerade, wenn sie an einer Krebserkrankung leiden, weisen sie oft ernährungsmedizinische Probleme auf: Appetitmangel und Gewichtsverluste zeigen sich bei fast jedem Patienten. „Dieser Gewichtsverlust lässt sich therapeutisch nicht mehr beeinflussen“, so Susanne Rolker. „Ernährungsmaßnahmen haben dann eher einen supportiven Charakter und sind nur selten mit einem wirklichen Effekt verbunden. Ernährungstherapeutische Maßnahmen sollten mit dem Ziel der Erhaltung des Wohlbefindens, der Lebensqualität des Patienten sowie der Kontrolle und Linderung der Begleitsymptome gewählt werden.“
Oft nehmen die Patienten in dieser Endphase kaum noch Hunger- oder Durstgefühle wahr. Deshalb geht es dann nicht mehr um die Versorgung mit Nährstoffen, sondern einmal ganz vordergründung um die Befeuchtung der Mundschleimhaut und in zweiter Linie darum, ein positives Geschmackserlebnis zu schaffen. Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin DGP, Sektion Pflege, gelten folgende Ziele und Empfehlungen.

Essen dürfen, nicht müssen

Das Angebot von Nahrung und Flüssigkeit richtet sich allein nach den Wünschen des Patienten, der essen darf, aber nicht essen muss. Der Patient soll dabei selbst bestimmen dürfen, was, wann, wie viel und wie oft er essen möchte.
Auch Alkohol sollte dabei nach Absprache mit dem Arzt erlaubt sein. Kleine Snacks und Lieblingsgerichte sollten im bereitgehalten werden. Wenn sie appetitlich angerichtet werden, vielleicht ein Angehöriger beim Essen dabei ist, tut dem Patienten auch die angenehme Atmosphäre einfach gut. (eva)