Alters- und Palliativmedizin

Mehr Lebensqualität am Lebensende

Bei der palliativen Versorgung von schwerkranken Menschen ziehen mehrere Partner im Gesundheitswesen an einem Strang – zum Wohle der Patienten.
Bianca Lorenz sprach mit Ursula Funke von der Landesapothekerkammer Hessen über die Chancen dieser Netzwerkarbeit.

29.03.2021
Gemeinsam nach der besten Lösung für die Patienten suchen.  Foto: AdobeStock/Robert Kneschke Gemeinsam nach der besten Lösung für die Patienten suchen. Foto: AdobeStock/Robert Kneschke

Die Palliativmedizin vollzieht derzeit einen Imagewechsel: weg von der „Sterbemedizin“ für ältere Menschen hin zu einer frühzeitigen Einbindung in den Behandlungsprozess bei Menschen mit schweren Erkrankungen. Wie können die Apotheken vor Ort dabei helfen?
Die Palliativmedizin hat sich von Anfang an damit beschäftigt, Menschen auf ihrem letzten Weg so gut wie nur irgendwie möglich zu betreuen und zu begleiten.
Häufig betrifft es naturgemäß ältere Menschen, aber es gibt auch leider viele junge Menschen mit einer Erkrankung, die nicht geheilt werden kann. Die frühzeitige Einbindung eines multiprofessionellen Palliativteams ist in allen Fällen wichtig.
Die Arzneimitteltherapie und -versorgung spielen hier eine ganz entscheidende Rolle. Wichtig ist eine enge Abstimmung zwischen Palliativarzt, Palliativteam und Apotheker.
Oft kommt es vor, dass patientenindividuelle Arzneimittel zubereitet werden müssen. Häufig muss die Therapie kurzfristig geändert, angepasst oder ergänzt werden. Hier ist die Apotheke vor Ort unersetzlich, sie kann schnell reagieren und den Patienten effizient versorgen.
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass es für den betroffenen Patienten, aber auch seine Angehörigen eine unglaubliche Erleichterung darstellt zu wissen, dass sich die einzelnen Professionen gemeinsam um den Patienten kümmern und er hier in einem sicheren Netz geborgen ist.

Ziel der palliativmedizinischen Behandlung ist es, die Lebensqualität der Patienten so lange und gut wie möglich zu erhalten. Was kann die Palliativpharmazie hier konkret leisten?
Die Begründerin der Hospiz- und Palliativbewegung Cicely Saunders hat das sehr gut zusammengefasst: „Man muss dem Leben nicht mehr Tage, aber den Tagen mehr Leben geben“ – die Lebensqualität wird massiv erhöht, wenn alles darangesetzt wird, die Symptome zu kontrollieren und zu beherrschen bzw. für den Patienten erträglich zu machen, sprich Schmerzkontrolle und Bekämpfen von Atemnot.
Moderne Schmerztherapie kann sehr viel erreichen, auch hier ist eine enge Abstimmung zwischen Arzt und Apotheker wichtig. Gerade auf diesem Gebiet werden auch sehr viele Arzneimittel hergestellt, beispielsweise Lösungen für Schmerzpumpen, die dem Patienten zum einen die Möglichkeit geben, bei Schmerzspitzen selber zu reagieren – natürlich nach Anleitung des Arztes –, aber die auch eine Mobilität ermöglichen: Mit einer Schmerzpumpe ist beispielsweise ein Spaziergang möglich. Es gibt zahlreiche Apotheker, die eine Zertifikatsfortbildung Palliativpharmazie erfolgreich absolviert und hier besondere Kenntnisse und Fähigkeiten auf diesem Gebiet erworben haben, die sie für die Patienten einsetzen.

Wie wichtig ist ein sicherer Medikationsplan für die Patienten?
Ein aktueller Medikationsplan ist für den Patienten und seine Angehörigen unerlässlich. Die Medikation muss mit dem Patienten und den Angehörigen besprochen werden, wann, wie, warum welches Medikament eingenommen werden muss.

Wie gestalten sich Austausch und Zusammenarbeit mit den Palliativmedizinern und Palliativteams vor Ort?
Dieser Austausch ist extrem hilfreich und funktioniert vor Ort sehr gut, daher ist es auch wichtig, dass der Patient den Austausch erlaubt, denn nur dann können die optimale Betreuung und Versorgung stattfinden.

Was wäre aus Ihrer Sicht noch verbesserungswürdig?
Das muss vor Ort geklärt werden, wie man am besten kommuniziert. Wichtig ist, dass immer auch die datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden, was insbesondere manchmal eine personenbezogene Rückfrage erschwert.

Wie gewährleisten die Apotheken den Schutz der Patientendaten?
In Apotheken sind Patientendaten sicher, das gilt für alle Patienten und natürlich auch für die Palliativpatienten.

Gibt es hier auch in Hinblick auf die Digitalisierung (E-Rezept, elektronische Patientenakte) rechtlich noch etwas nachzubessern?
Hier werden noch viele Fragen zu klären sein, aber die Patienten können sicher sein, dass sie auch mit dem elektronischen Rezept reibungslos versorgt werden können.