Alters- und Palliativmedizin

Mehr Schlaganfälle durch Corona?

Jede Infektion schwächt die Gefäße. Das ist auch bei Covid-19 so. Studien zeigen einen Zusammenhang mit Schlaganfällen auf. Doch warum raten Experten zur Grippeschutz-Impfung?

28.12.2020
SARS-CoV-2: Angriff auf die Blutgefäße.  Foto: AdobeStock/Sudok1 SARS-CoV-2: Angriff auf die Blutgefäße. Foto: AdobeStock/Sudok1

Nicht nur eine Grippe oder Covid-19 – viele akute Infektionskrankheiten erhöhen generell das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen des Gefäßsystems. Dazu zählen etwa Schlaganfall oder Herzinfarkt. Laut einer großen Metaanalyse ist das Risiko, an einem ischämischen Schlaganfall zu erkranken, einen Monat nach akuten Infektionen um mehr als das Doppelte erhöht. Doch warum können SARS-CoV-2-Viren das Risiko für Gefäßverschlüsse erhöhen? Und warum empfehlen Mediziner die Influenzaimpfung als Prävention?

Höheres Thromboserisiko

Eine Covid-19-Erkrankung, aber auch eine Grippeinfektion verändert die Gefäßwände und aktiviert zudem das Blutgerinnungssystem. Dadurch bilden sich schneller Blutgerinnsel (Thrombosen). „Bei einer Thrombose können kleine Blutgerinnsel über den normalen Blutfluss bis zum Gehirn gelangen und dort den Durchfluss von Blutgefäßen versperren. Infolgedessen wird das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt, wodurch ein Schlaganfall ausgelöst werden kann“, erläutert Professor Dr. Armin Grau, 2. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft (DSG) auf der Pressekonferenz der DSG Ende Oktober. Das Risiko dafür sei nach drei Tage nach einer akuten Infektion erhöht, unter Umständen sogar wochenlang. Umgekehrt ist das Risiko für einen schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, höher. Hinzu kommt, dass es sich hierbei meist um ältere Menschen handelt, die bereits mehrere chronische Erkrankungen haben und weitgehend inaktiv sind. All diese Faktoren begünstigen die Thrombosebildung und damit einen Schlaganfall.

Grippeimpfung senkt Risiko

„Infektionen und andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Rauchen wirken zusammen und erhöhen das Schlaganfallrisiko“, betont Grau, der auch Direktor der Neurologischen Klinik mit Klinischer Neurophysiologie und Stroke Unit am Klinikum der Stadt Ludwigshafen ist. „In selteneren Fällen können aber auch bei jungen Menschen ohne Risikofaktoren Schlaganfälle nach einer Infektion auftreten.“
Der DSG-Experte empfiehlt Menschen mit Gefäßrisikofaktoren sowie Patienten, die schon einmal einen Schlaganfall hatten, die jährliche Grippeimpfung. Sie würde das Risiko für einen Schlaganfall um 18 Prozent senken und entspräche auch den aktuellen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI), so Grau. Darüber hinaus kann man mit regelmäßiger Bewegung und einer gesunden Ernährung vorbeugen. Dazu gehört, den Bluthochdruck mit Medikamenten richtig einstellen zu lassen und sich das Rauchen abzugewöhnen. (red)