Allgemeine Medizin

Multiple Sklerose: Therapie trotz Corona

MS-Patienten gehören zu den Corona-Risikogruppen. Warum sie auch jetzt dringend weiter behandelt werden muss, erklärt Frau Dr. (Univ. Pisa) Michaela Krause, Neurologin aus Wolfratshausen, Bayern, in diesem Kurzinterview.

17.03.2021
Foto: AdobeStock/eyeami

Sind Patienten mit Multipler Sklerose durch das Coronavirus besonders gefährdet?
Bisher gibt es noch keine ausreichende Datenlage. Das ist eng mit individuellen Faktoren verknüpft wie der Einnahme das Immunsystem verändernder Medikamente oder auch Vorerkrankungen. Hier gilt es, wie bei anderen Risikogruppen auch, achtsam zu sein, aber nicht in Panik zu verfallen.

Sollten Betroffene ihre immunmodulierenden Therapien absetzen?
Therapien sollten auf keinen Fall abgesetzt werden, denn durch diese Therapien ist eine Immunabwehr ja immer noch vorhanden. Die Vermeidung von Behinderungsprogression, also dem Fortschreiten bestehender Beschwerden, und Schüben sollte dementsprechend oberste Priorität haben. Das gilt auch für moderne Therapien, wie die erst kürzlich in Europa zugelassene Erhaltungstherapie gegen die Verlaufsform von MS, der SPMS: Auch wenn Patienten der Wirkstoff Siponimod erst seit Kurzem zur Verfügung steht, sollte eine Fortführung der Therapie an erster Stelle stehen, um eine Verschlechterung der Beschwerden zu vermeiden.

Was wollen Sie Patienten mit auf den Weg geben, die Angst davor haben, jetzt einen Arzt aufzusuchen?
Natürlich sind MS-Patienten mehr gefährdet als der gesunde Bevölkerungsanteil. Dennoch bedeutet das nicht, dass sie sich völlig isolieren müssen. Wichtig ist es, die regelmäßigen Arzttermine einzuhalten. MS ist eine chronische Erkrankung und muss unbedingt auch während der Corona-Pandemie behandelt werden. (red)