Augen, Nase und Ohren

Mit Training zum besseren Hören

Schlechtes Hören mindert die Lebensqualität enorm. Ein spezielles Hörtraining kann Besserung bringen. Außerdem machen neue Forschungsergebnisse Hoffnung.

11.04.2021

Der Fernseher wird überlaut gestellt, bei Telefonieren wird häufig nachgefragt und manchmal schaut man dem Gegenüber auch genau auf den Mund, um das Gesagte besser zu verstehen: Wenn die Hörleistung nachlässt, ist das für den Betroffenen nicht nur unangenehm, sondern kann auch schwerwiegende Folgen im Sozial- und Berufsleben nach sich ziehen.
Allein in Deutschland sind rund 14 Millionen Menschen von Hörschäden betroffen. Bei etwa 5,8 Millionen Erwachsenen sind die Schäden so gravierend, dass sie ihr Leben nachhaltig beeinträchtigen. Allerdings ist von ihnen nur rund jeder Dritte mit einem Hörgerät ausgestattet, wie der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie (BVHI) informiert. Aber auch wenn die Schwerhörigkeit von einem Hörgerät ausgeglichen wird, heißt das nicht, dass das Problem damit für immer aus der Welt ist, denn das Hörvermögen kann sich weiter verschlechtern.

Hörtraining als Ergänzung

Spezielle Hörtrainings können dem aber entgegenwirken: So gibt es interaktive Programme, die auf die Einstellung der jeweiligen Hörgeräte zugeschnitten sind. Dabei sitzt man täglich zwischen zehn Minuten und einer halben Stunde vor dem Computer und absolviert ein Lernprogramm mit verschiedenen Hörbeispielen, die eingeordnet werden müssen und die zunehmend schwieriger werden. Dabei wird das Denkvermögen gefordert, und das Gehirn lernt neu, mit Geräuschen, Lärm und Sprache umzugehen.
Es gibt auch Trainings, die rein präventiv wirken und Schwerhörigkeit und Hörverlust schon im Vorfeld verhindern sollen. Dazu sind Ratgeberbücher erschienen, die Anleitungen dazu vermitteln. Manche von ihnen sind auch im Kontext von Achtsamkeitsritualen oder Entspannungsübungen einzusetzen und dienen dem körperlichen Wohlbefinden. Ihre Wirksamkeit ist allerdings schulmedizinisch nicht bewiesen.

Hörverlust bald heilbar?

Eine heilende Therapie der Schwerhörigkeit gibt es derzeit nicht. Allerdings hat ein Forschungsteam der University of Maryland kürzlich die Rolle eines Proteins entschlüsselt, das für die Entstehung neuer Haarzellen erforderlich ist. Diese verstärken im Innenohr akustische Reize oder wandeln Schallwellen in bestimmte Signale um, die ans Gehirn weitergeleitet werden. Haarzellen sterben in fortschreitendem Alter ab oder können durch Lärm geschädigt werden. In der aktuellen Forschung werden erstmals die Entwicklungsschritte nachvollzogen, die zur Reifung einer funktionstüchtigen Haarzelle führen. Dabei entscheide ein bestimmtes Protein, ob sich aus Stammzellen Haarzellen entwickeln, so Dr. Ronna Hertzano aus dem Forschungsteam: Werden diese Zellen in das Ohr von Hörgeschädigten eingesetzt, könnten sie Hörverluste regenerieren. Die derzeitigen Ergebnisse sind vielversprechend. (red)