Augen, Nase und Ohren

Tinnitus-Leitlinie für Ärzte und Patienten

Um Tinnitus effektiver behandeln zu können und den Patienten einen besseren Umgang damit zu ermöglichen, gibt es eine neue Leitlinie. Darin wird chronischer Tinnitus definiert, zudem gibt es auch Therapie-empfehlungen.

17.11.2021

Bei Tinnitus rauscht, piepst, dröhnt oder klingelt es ständig im Ohr, ausgelöst beispielsweise durch einen Hörsturz, Knallgeräusche oder ein Ungleichgewicht der Flüssigkeit im Innenohr. Dies beeinträchtigt die Lebens

qualität der Betroffenen erheblich, zumal dann, wenn die körpereigenen Ohrgeräusche chronisch werden. Rund zehn Millionen Menschen erkranken jährlich, bei rund 1,5 Millionen ist dieses Leiden chronisch.
Diese Patientengruppe steht im Fokus der überarbeiteten S-3-Leitlinie, die unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) auf den neuesten Stand gebracht wurde. Solche Leitlinien werden von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in Deutschland unter Beteiligung aller relevanten Fachgebiete begleitet und publiziert. Neu ist auch, dass eine in allgemeinverständlicher Form formulierte Patientenleitlinie erstellt wurde.
In der aktuellen Leitlinie wird chronischer Tinnitus so definiert: Die Ohrgeräusche bestehen seit mindestens drei Monaten und belasten die Betroffenen. Nach heutigem Wissenstand sollte besonders in Bezug auf die Wahl der Therapie nur zwischen akut oder chronisch unterschieden werden.
Mit einer umfangreichen Diagnostik können Ursache, Belastung und Schweregrad des Tinnitus genau definiert, der fast immer dem Tinnitus zugrundeliegende Hörverlust beziehungsweise die Schwerhörigkeit erfasst und entsprechende Therapien eingeleitet werden. Da es bei chronischem Tinnitus auch zu weiteren physischen und psychischen Belastungsstörungen wie Angstzuständen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Depressionen kommen kann, ist deren Erfassung im Gespräch und mittels eines standardisierten Tinnitus-Fragebogens durch die Betroffenen bedeutsam. Dabei werden der Belästigungsgrad der Ohrgeräusche und, weniger bedeutsam, die subjektiv empfundene Lautheit des Ohrgeräusches erfasst. Diese persönlichen Daten zu Empfindungen der Patientinnen und Patienten sind auch für die Verlaufskontrolle der Therapie wichtig.
Die Therapieempfehlungen bei chronischem Tinnitus zielen darauf ab, die Belastungen langfristig zu reduzieren. Dabei stehen Techniken im Fokus, die die Betroffenen in die Lage versetzen, mit dem Ohrgeräusch umzugehen, um so eine langfristige Desensibilisierung oder gar Reduktion der Belastung dauerhaft zu erreichen. Ziel ist es, die Betroffenen mittels Counselling zu einem informierten Umgang mit dem Ohrgeräusch zu ermuntern, um damit besser leben zu können. Zusätzlich werden Hörgeräte ind eine Hörtherapie empfohlen. (red)