Allgemeine Medizin

Prädiabetes früher erkennen und behandeln

Ein Diabetes Typ 2 entwickelt sich schleichend. Im Vorstadium könnte man noch viel dagegen tun und Folgeerkrankungen vorbeugen, wenn man die Subtypen kennen würde. Nun ist der Durchbruch da!

07.04.2021
Foto: AdobeStock/benjaminnolte

Bis sich ein Diabetes Typ 2 richtig manifestiert, dauert es mehrere Jahre. Zuvor durchleben Betroffene eine längere Vorstufe, innerhalb der die Blutzuckerwerte bereits erhöht sind, sie sich aber noch nicht krank fühlen: der Prädiabetes. Würde man den hohen Blutzucker etwa durch einen Check-up beim Hausarzt in diesem Zeitraum entdecken und zugleich den Subtyp des Diabetes bestimmen, könnte man die Erkrankung durch eine Umstellung des Lebensstils vielleicht noch abwenden. Zumindest aber das Risiko für Folgeschäden reduzieren.

Wichtige Unterschiede

Denn diese Subtypen sagen etwas darüber, was genau die Ursache der Krankheitsentstehung ist und ob gravierende Folgeschäden drohen oder nicht. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse eine Studie des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen, des Universitätsklinikums Tübingen und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
„Bisher konnte man bei Menschen mit Prädiabetes nicht vorhersehen, ob sie einen Diabetes entwickeln und Risiken zu schweren Folgeerkrankungen wie Nierenversagen haben, oder nur eine harmlose Form von leicht höheren Blutzuckerwerten ohne bedeutsames Risiko aufweisen“, erläutert Prof. Dr. Hans-Ulrich Häring, der die Studie vor 25 Jahren initiiert hat. Eine solche Unterscheidung ist wichtig, um der Stoffwechselerkrankung gezielt vorbeugen und einer Diabetes-Pandemie entgegenwirken zu können.

Niedriges oder hohes Risiko?

Anhand von für den Stoffwechsel wichtigen Kerngrößen, wie Blutzuckerwerten, Leberfett, Körperfettverteilung, Blutfettspiegel und genetisches Risiko, konnten die Forschenden sechs Subtypen des Prädiabetes identifizieren.
Drei dieser Gruppen (Cluster 1, 2 und 4) zeichnen sich durch ein niedriges Diabetes-Risiko aus. Die Probanden des Cluster 1 und 2 waren gesund. Dabei gehören dem Cluster 2 vor allem schlanke Menschen an. Sie haben ein besonders niedriges Risiko, an Komplikationen zu erkranken. Das Cluster 4 bilden übergewichtige Menschen, deren Stoffwechsel jedoch noch relativ gesund ist. Die drei übrigen Subtypen (Cluster 3, 5 und 6) gehen mit einem erhöhten Risiko für Diabetes und/oder Folgeerkrankungen einher.
Menschen, die dem Subtyp 3 angehören, bilden zu wenig Insulin und haben ein hohes Risiko an Diabetes zu erkranken. Menschen aus dem Cluster 5 weisen eine ausgeprägte Fettleber und ein sehr großes Diabetesrisiko auf, weil ihr Körper resistent gegen die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin ist. Beim Subtyp 6 treten bereits vor einer Diabetesdiagnose Schädigungen der Niere auf. Hier ist auch die Sterblichkeit besonders hoch. (red)