Sport, Knochen und Gelenke

Gartenarbeit ohne Rückenschmerzen

Wenn es um das eigene Stückchen Grün geht, scheuen Gartenfans keine Mühen. Allerdings sollten sie dabei unbedingt darauf achten, dass die Arbeiten an Rasen, Blumen und Hecken nicht zur schmerzhaften Angelegenheit wird.

12.07.2021
Vor allem Tätigkeiten wie das Herausreißen von Unkraut und kleinen Sträuchern belasten den Rücken.  Foto: AdobeStock/Krawczyk Vor allem Tätigkeiten wie das Herausreißen von Unkraut und kleinen Sträuchern belasten den Rücken. Foto: AdobeStock/Krawczyk

Die Freiluftsaison nimmt immer mehr Fahrt auf. Die Menschen zieht es bei gutem Wetter nach draußen und damit ist es auch die optimale Zeit für Hobbygärtner. Die Arbeit in der eigenen grünen Oase ist jedoch nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch eine Belastung für den Körper.

Besonders der Rücken wird gefordert, weiß Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. Mit ein paar Tipps lassen sich schmerzhafte Konsequenzen vom Harken und Buddeln vermeiden.
Für alle Tätigkeiten, die man im Garten macht, gilt dabei vor allem eines: auf die Haltung achten. Kleinere Büsche sollten zum Beispiel nicht im Stehen mit zu stark vorgebeugtem Kopf oder Rücken beschnitten werden. „Befinden sich Kopf oder Rücken beim Arbeiten lange in vorgebeugter Haltung, bedeutet das eine enorme Belastung für die Wirbel und es kommt schnell zu Verspannungen. Bei einer Kopfneigung von 45 Grad wirken zum Beispiel 20 Kilo zusätzlich auf den Körper, was dem Gewicht einer Kiste Wasser entspricht“, sagt Dr. Sabarini. Besser in solchen Fällen Kopf und Körper so positionieren, dass beides aufrecht gehalten wird. Dazu entweder in die Hocke gehen oder auf einem Stuhl sitzend arbeiten. Doch auch in der Hocke oder bei Arbeiten auf den Knien gibt es ein paar Punkte zu beachten.

„Dauerpositionen ohne Bewegung reduzieren den Wassergehalt und die Flüssigkeit in den Bandscheiben und Gelenken. Aus diesem Grund rate ich dazu, öfter einmal die Position zu wechseln. Beispielsweise vom Hocken zum Knien, aber auch kurzes Aufstehen mit ein paar Schritten Bewegung wirkt positiv.
Muskeln und Bänder dehnen sich, was Verspannungen vorbeugt.“

Gerade beim Herausreißen von Unkraut, kleinen Sträuchern und beim Transport von Blumenerde hat wohl jeder schon einmal alle Energie zusammengenommen, um die Arbeit mit einem Ruck zu schaffen. „Bei ruckartigen Bewegungen ist die Gefahr eines Hexenschusses am größten. Oft ist die Muskulatur darauf nicht vorbereitet und ein Nerv wird eingeklemmt“, sagt Dr. Sabarini. Um das Risiko zu minimieren, sollten Gärtner zu Gartengeräten greifen, die für eine Hebelwirkung sorgen und damit den Rücken ent-lasten.

Motorisierte Gerätschaften wie Heckenscheren und Fugenkratzer erleichtern die Arbeit vor allem bei größeren Flächen erheblich und sorgen zudem dafür, dass die monotonen Bewegungen nicht so schnell zu Beschwerden führen. „Oft gehen Tätigkeiten wie das Schneiden mit einer langen manuellen Heckenschere am Anfang noch mühelos, doch mit der Zeit ermüden Muskeln und verkrampfen. Auch Sehnen können dabei gereizt werden – Sehnenscheidenentzündungen stellen dann möglicherweise eine Folge dar“, sagt Dr. Sabarini.
Schneidegeräte sollten von Zeit zu Zeit auf ihre Funktionalität geprüft werden, da das Arbeiten mit stumpfen Geräten mehr monotone Bewegungen erfordert sowie einen größeren Krafteinsatz bedarf. Weitere nützliche Helfer sind Teleskopstangen zum Erreichen höherer oder hinten im Beet liegender Bereiche, Schubkarren zum Transport unhandlicher oder schwerer Gegenstände sowie Arbeitsgeräte, mit denen Arbeiten in aufrechter Körperhaltung möglich sind.

Kommt es dennoch zu stechenden Schmerzen, ist es ratsam, sich auf den Rücken zu legen und die Beine im rechten Winkel auf einer höheren Position zu lagern. Wärme und leichte Bewegungen wie Stretchen, Dehnen und ein paar Schritte zu gehen, können ebenfalls helfen.
Auch kalte Luftzüge können im Rücken zu einer Verspannung der Muskeln führen. Besonders wer viel schwitzt, legt schnell seine Kleidung ab. Doch im Falle eines Luftzuges ist der Rücken dann nicht mehr geschützt. Hier hilft beim Ankleiden das sogenannte Zwiebelprinzip, damit der Schweiß schnell aufgefangen wird und kalte Luft nicht an die Rückenmuskulatur herankommt. (red)