Sport, Knochen und Gelenke

Warum Arthrose chronisch wird

Die rheumatoide Arthritis gehört zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen der Gelenke. Eine Neuentdeckung könnte die Therapie nun entscheidend verbessern.

19.09.2017
Die rheumatoide Arthritis kann alle Gelenke entzünden.  Foto: Adobe Stock_kei907 Die rheumatoide Arthritis kann alle Gelenke entzünden. Foto: Adobe Stock_kei907

Bei Gelenkschmerzen spricht man im Volksmund gerne von Rheuma. Damit meint man allerdings die alters- oder verschleißbedingten Schmerzen an den Gelenken. Bei rheumatoider Arthritis (RA) ist das anders. Hier schädigt eine anhaltende Entzündung die Gelenke und den Knochen.
Ursache ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Abwehrzellen – die Lymphozyten – das Gelenk samt Knorpel und Knochen attackieren. Die Patienten leiden ein Leben lang unter Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. „Besonders dramatisch für die Betroffenen ist die Tatsache, dass die Entzündungsreaktion im Gelenk ausgesprochen chronisch ist und daher meist eine lebenslange Therapie erforderlich macht“, bestätigt Prof. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen.

Wächter im Winterschlaf

Zu wenig bekannt war bisher, wie sich diese Entzündungen bei den meisten Menschen stoppen lassen und warum diese „Auflösung“ bei Rheumatikern nicht funktioniert. Durch eine Kooperation mit Wissenschaftlern in London, Barcelona, Zürich, Indianapolis und Dublin gelang es einem internationalen Forscherteam unter Leitung des Rheumatologen Dr. Andreas Ramming von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) jetzt, dieses Rätsel zu lösen. Wie sie in der Fachzeitschrift „nature medicine“ berichten, übernimmt eine bislang wenig erforschte Zellgruppe des Immunsystems, die „Angeborenen Lymphozyten“, die zentrale Rolle zur Auflösung von Entzündung, erläutert der Erlanger Immunologe Simon Rauber, Erstautor der Studie. „Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis befinden sich diese Angeborenen Lymphozyten in einer Art Winterschlaf. Die Entzündung bleibt daher bestehen.“ ‚Wecke‘ man diese, stoppten Entzündung und Gelenkschäden.

Therapie und Diagnostik

Die Entdeckung dieses wichtigen Mechanismus könnte einen völlig neuen Ansatz zur Entwicklung innovativer Behandlungsmethoden bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen sein. Schon jetzt ermöglicht die Messung der Anzahl der Angeborenen Lymphozyten im Blut eine Prognose, wie die Behandlung verlaufen wird: Sind nur wenige davon im Blut, kommt es zum Krankheitsschub und das Gelenk nimmt weiteren Schaden. Steigen die Angeborenen Lymphozyten an, wird sich die Entzündung auflösen.
Durch diese Messung kann man daher frühzeitig eine individuelle, gezieltere Therapie beginnen und den Patienten auf diese Art vor einem erneuten Krankheitsschub bewahren.(red)