Sport, Knochen und Gelenke

Nervenschmerz am Handgelenk

Die Nerven führen auf dem Weg vom Arm zur Hand durch den Karpaltunnel. Häufig macht dieser durch bestimmte Bewegungen einen Knick. Kribbeln, Schmerzen und Taubheitsgefühle sind die Folge.

05.10.2016

Etwa fünf Prozent der Bevölkerung leiden am Karpaltunnelsyndrom. Dabei ist der Mittelarmnerv auf der Innenseite des Handgelenks im „Karpaltunnel“ eingeengt. Die Finger und die Handfläche beginnen zu kribbeln und zu schmerzen. Patienten, die mit diesen Symptomen zum Arzt gehen, sollten immer auch per Ultraschall untersucht werden, fordern nun Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Die Begründung: Ergänzend zur elektrophysiologischen Untersuchung, liefere die Neurosonografie Informationen über die Ursache der Kompression und die Lage der Engstelle. Diese seien für eine zielgerichtete Behandlung und bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation sehr wichtig, so die Fachgesellschaft.

Große Detailschärfe

„Mit hochauflösenden Ultraschallgeräten können wir den Nerv und die umliegenden Strukturen mit großer Detailschärfe abbilden und erkennen, ob dieser beispielsweise durch eine Schwellung der Sehnenscheiden oder durch knöcherne Strukturen bedrängt wird oder sogar ein Nerventumor vorliegt“, erklärt der Berliner DEGUM-Experte Dr. med. Josef Böhm. Außerdem ermögliche es der Ultraschall, die Einengung zu lokalisieren: Oftmals liege das Problem gar nicht auf Höhe des Karpaltunnels, sondern weiter oben am Unter- oder Oberarm. Dr. Böhm: „Für eine genaue Diagnostik brauchen wir sowohl die Elektrophysiologie, die uns Informationen über die Reizweiterleitung liefert, als auch die Neurosonografie.“ Gerade auch bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation und für die Operationsplanung liefert die Ultraschalluntersuchung wichtige Erkenntnisse, die die Elektrophysiologie allein nicht bietet. „Ergeben sich im Ultraschallbild etwa Hinweise auf anatomische Strukturen, die den Nerv schädigen, ist eine Operation unumgänglich“, erklärt Böhm. Bei anhaltenden Beschwerden durchtrennen Chirurgen häufig das „Karpalband“, um dem Nerv wieder mehr Platz zu verschaffen.

Hormone und Handschiene

Doch nicht immer muss operiert werden: Bei rund einem Drittel der Patienten bessern sich die Beschwerden allein durch das Spritzen von Steroiden, entzündungshemmender Hormone und das Anlegen einer Nachtschiene. Diese verhindert, dass das Handgelenk beim Schlafen in eine stark angewinkelte Position gerät. Die Nervensonografie sei nicht nur besser verfügbar, so Böhm, sondern auch wesentlich unkomplizierter und kostengünstiger als andere bildgebende Untersuchungen. Gesetzlich Versicherte können die Ultraschalldiagnostik als Selbstzahlerleistung in Anspruch nehmen. Die privaten Krankenkassen bezahlen die Untersuchungen bereits heute. (red)