Herz und Kreislauf

Was tun gegen das Hochdruckherz?

Bluthochdruck geht meistens der diastolischen Herzschwäche voraus. Doch die Beschwerden lassen sich lindern, ebenso kann das Herzinfarkt-Risiko gesenkt werden. Zum Beispiel durch Ausdauer- und Krafttraining.

12.07.2021
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Bis zu vier Millionen Menschen sind in Deutschland von Herzschwäche (Herzinsuffizienz) betroffen. Die Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Krankheit, sondern die Folge anderer Herzerkrankungen. In etwa 70 Prozent der Fälle entwickelt sich die Herzerkrankung aus der koronaren Herzkrankheit (KHK) - meist infolge eines oder mehrerer Herzinfarkte – und langjährigem Bluthochdruck, der nicht optimal eingestellt ist oder nicht (ausreichend) behandelt wird, wie die Deutsche Herzstiftung mitteilt. Unter den etwa 20 Millionen Betroffenen mit hohem Blutdruck hierzulande sind etwa vier Millionen unerkannte Fälle. „Hoher Blutdruck führt auf Dauer wegen der chronischen Druckbelastung auf das Herz zu einer Verdickung des Herzmuskels. Das Herz wird dadurch steifer und verliert an Leistungskraft“, sagt der Herzspezialist Prof. Dr. Heribert Schunkert vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung. „Umso wichtiger ist es, dass der Blutdruck optimal eingestellt ist, wenn er zu hoch ist. Sonst drohen Herz und Gefäßen Schädigungen bis hin zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche“, warnt der Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München.

Frauen leiden häufiger an „Hochdruckherz“

Fast alle Patienten mit einer diastolischen Herzschwäche, die auf einer Störung der Entspannungsphase des Herzens (Diastole) beruht, haben Bluthochdruck. Deshalb wird die diastolische Herzschwäche auch „Hochdruckherz“ genannt. Viele der Patienten haben zusätzlich Diabetes oder Übergewicht. „Eine ungünstige Konstellation, die den schädigenden Effekt auf die Gefäße verstärkt und den Alterungsprozess des Herzens beschleunigt“, warnt Schunkert. Die diastolische Herzschwäche, bei der die Füllung des Herzens vor dem nächsten Herzschlag gestört ist, kommt in Deutschland häufig vor: Bis zu fünf Prozent aller über 70-Jährigen leiden daran, Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Bei dieser Herzerkrankung fehlt dem Herzen wegen der Herzmuskelverdickung die Elastizität, um die linke Herzkammer ausreichend mit Blut zu füllen. „Das Herz muss mit höherem Druck gefüllt werden“, erklärt der Kardiologe. Die Folgen für die Betroffenen sind Beschwerden wie Luftnot bei Belastung, manchmal auch in Ruhe, verminderte Leistungsfähigkeit, Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen oder an den Knöcheln (Ödeme) und plötzliche nächtliche Luftnotanfälle. „Patienten, insbesondere Frauen, sollten bei diesen Beschwerden beim Arzt auf einer Ultraschalluntersuchung ihres Herzens bestehen“, so der Herzspezialist.

Ausdauer- und Krafttraining für mehr Elastizität

Bei der diastolischen Herzschwäche gibt es trotz großer Anstrengungen der Forschung bislang keine gut wirksamen Medikamente. „Aber man kann mit hohem Blutdruck die Hauptursache der diastolischen Herzschwäche gut behandeln und mit einer Kombination von Ausdauer- und Krafttraining erreichen, dass der Herzmuskel elastische bleibt und die Belastbarkeit des Patienten steigt“, betont Kardiologe Schunkert. Das Training sollte erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Hausarzt oder Kardiologen erfolgen und kann in Form von Radfahren, Schwimmen, Walking oder Ergometertraining durchgeführt werden. Wichtig ist dabei, dass regelmäßig mindestens zwei- bis dreimal pro Woche und mindestens 30 Minuten lang trainiert wird. Muskelkräftigende Übungen können den Erfolg des Ausdauertrainings gut unterstützen.
Ebenso wichtig ist es auch, andere Begleiterscheinungen der Herzschwäche zu erkennen und zu behandeln. Diabetes sollte so gut wie möglich eingestellt werden. Der Blutzuckerlangzeitwert HbA1c sollte unter 6,5 Prozent liegen. Übergewicht sollte durch Diät und / oder körperliche Aktivität abgebaut werden, weil sich dadurch ebenfalls die diastolische Herzschwäche bessern kann. Beim Auftreten von Vorhofflimmern sollte versucht werden, den normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) wiederherzustellen. Gelingt das nicht, sollte eine hohe Herzfrequenz medikamentös gesenkt werden.

Wie entgeht man dem Hochdruckherz?

Bluthochdruck ist nicht nur mit Blick auf die chronische diastolische Herzschwäche bedenklich. In hohem Lebensalter und bei einem vorgeschädigten Herzen kann Bluthochdruck außerdem eine lebensgefährliche akute Herzschwäche auslösen und verstärken. „Vor einer Herzschwäche schützen sich Hochdruckpatienten am besten, indem sie ihren Blutdruck idealerweise auf maximal 130/80 mmHg senken, bei Patienten über 80 Jahren wird ein Blutdruck unter 150/90 mmHg toleriert“, so Schunkert.
Studien belegen, dass unser heutiger Lebensstil die Hauptursache der koronaren Herzkrankheit, der Grunderkrankung des Herzinfarkts, und zugleich maßgeblich für die Entstehung von Bluthochdruck verantwortlich ist. Eine Beobachtungsstudie an mehr als 20.000 amerikanischen Ärzten ergab, das diejenigen Teilnehmer, die gesund lebten (BMI unter 25, Rauchverzicht, regelmäßige Ausdaueraktivitäten an fünf Tagen pro Woche, moderater Alkoholkonsum) ihr Risiko für eine Herzschwäche halbierten. Auch ein genetisches Risiko für Herzinfarkt lässt sich so vermindern. (red)