Herz und Kreislauf

Neue Cholesterinsenker füllen Lücke

Familiär bedingtes hohe Cholesterin lässt sich schwer mit herkömmlichen Medikamenten senken. Nun gibt es eine neue Gruppe von Antikörpern, die helfen, mehr LDL-Cholesterin abzubauen.

23.11.2016

Zu viel Cholesterin schadet. Das ist bekannt. Das Risiko für die Verkalkung von Herzkranzgefäßen und Herzinfarkt ist damit um ein Vielfaches höher. Vor allem zu viel LDL-Cholesterin gilt als Verursacher kardiovaskulärer Erkrankungen.
Bei einem dauerhaft überhöhten Cholesterinspiegel, der sich zuvor nicht durch mehr Bewegung und eine Umstellung der Ernährungsweise senken ließ, verordnen Ärzte meist Statine. Diese Medikamente wirken in der Regel gut und sind für die meisten Behandelten auch verträglich. Allerdings nicht immer. „Zum einen reicht die Wirkung nicht immer aus, um bei Hochrisikopatienten die Zielwerte zu erreichen. Zum anderen werden Statine nicht von allen Menschen gut vertragen. Diese Statinintoleranz äußert sich in der Regel in sehr unangenehmen Muskelschmerzen“, sagte Prof. Dr. Ulrich Laufs vom Universitätsklinikum des Saarlandes auf der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) Anfang April in Mannheim.
Nun gibt es eine neue Option für familiär bedingte hohe Cholesterinwerte und solche, die keine Statine vertragen: eine neue Gruppe von PCSK9-Inhibitoren. Die Antikörper bewirken, dass an der Zellmembran von Leberzellen mehr LDL-Rezeptoren aktiv sind und daher auch mehr LDL-Cholesterin abgebaut wird. Dafür müssen sie regelmäßig gespritzt werden. Prof. Laufs: „Die ersten zugelassenen Vertreter dieser Gruppe (…) führen in Kombination mit Statinen zu einer massiven Reduktion des LDL-Spiegels, in der Regel um 50 bis 60 Prozent.“
Ob die Medikamente auch tatsächlich das Herzinfarktrisiko reduzieren, muss noch geklärt werden. Auch ist noch nicht klar, ob die Krankenkassen sie jedem Patienten bezahlen. (red)