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Scheiden tut weh: Trennungen aufarbeiten, damit die Wunden heilen

07.04.2018
Foto: Wiesbadener Psychotherapie-Zentrum

Dr. med. habil.
Hamid Peseschkian
Facharzt für Neurologie,
Psychiatrie und Psychotherapie,
Ärztlicher Dirrektor des
Wiesbadener Psychotherapie-Zentrums WIAP



In Deutschland wird etwa jede dritte Ehe geschieden, davon die Hälfte mit minderjährigen Kindern. Danach bleiben viele mit Schmerz und Verlust meist zurück.
Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf eine solche Krise: Einige stürzen sich in den Sport oder die Arbeit, andere ziehen sich zurück und wollen alleine sein. Wieder andere fangen an zu trinken oder werden krank.
Auch wenn jede Partnerschaft einzigartig ist, laufen bei einer Trennung oder Scheidung häufig die gleichen Phasen ab: Nach der Schock-Phase, in der man die Trennung nicht wahrhaben möchte, kommt man in eine sehr emotionale Phase, mit Wut, Trauer, Hoffnung, Schmerz oder Hoffnungslosigkeit. Es ist in dieser Trennungsphase wichtig, sich seinen engen Freunden und seiner Familie anzuvertrauen. Soweit die Theorie. In der Praxis ist es oft viel schwerer, und neben guten Freunden und Selbsthilfebüchern zur Reflexion, kann häufig eine Psychotherapie sinnvoll sein, um das Vergangene zu bearbeiten, seine eigenen Anteile zu erkennen. So kann man wieder lebens- und liebesfähig werden und – bei getrennten Eltern – die gemeinsame Erziehungsverantwortung auch weiterhin übernehmen. Gerade bei Trennungen mit Kindern wird man ein Leben lang mit dem Ex-Partner verbunden bleiben (müssen). Ohne eine solche Aufarbeitung kommt es oft zu teuren Gerichtsprozessen, oder man verbittert, wird depressiv oder aggressiv und wiederholt in neuen Beziehungen das alte Muster.