Gehirn, Psyche und Verhalten

MRT-Kontrolle macht MS-Therapie sicherer

Die Therapie der Muliplen Sklerose kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Mit einer Magnetresonanztomografie könnte das nun verhindert werden.

27.08.2018

Sie helfen effektiv, ihre Nebenwirkungen können aber auch gefährlich sein: Medikamente, mit denen seit einigen Jahren Multiple Sklerose (MS) behandelt wird. Die „Krankheit der 1000 Gesichter“ wird nicht grundlos so genannt. Sie ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung von Gehirn und Rückenmark junger Erwachsener, bei der fast jedes neurologische Symptom auftreten kann, u. a. Sehstörungen oder Lähmungen.
In Deutschland leiden rund 120.000 Menschen unter MS. Die Erkrankung ist noch nicht heilbar und ihre Ursache liegt noch im Dunkeln.
Immerhin kann man ihren Verlauf durch verschiedene Maßnahmen günstig beeinflussen.

Unterdrücktes Immunsystem

Multiple Sklerose verläuft typischerweise in Schüben, in denen neue Symptome auftreten oder alte aufflammen können. Die neuere Generation der MS-Arzneimittel, wie beispielsweise Natalizumab, kann die für die Erkrankung typischen, schubweise auftretenden Entzündungen in Gehirn und Rückenmark sehr wirkungsvoll verhindern. Der Nachteil: Die Medikamente unterdrücken das Immunsystem der Patienten, sodass es den Körper schlechter gegen Viren verteidigen kann. So können Viren reaktiviert werden, ins Gehirn einwandern und dieses erheblich schädigen. Behinderungen oder sogar der Tod der Patienten können die Folge sein. Eines dieser Viren ist das sogenannte JC-Virus, das die „Progressive Multifokale Leukenzephalopathie“ (PML) auslöst.

Rechtzeitige Diagnose möglich

Forscher um Privatdozent Dr. Mike P. Wattjes vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun herausgefunden, dass regelmäßige Untersuchungen im Magnetresonanztomografen (MRT) diese lebensbedrohlichen Folgen der Therapie verhindern können. Die Diagnose einer PML mit Hilfe der MRT-Untersuchung gelingt sogar, noch bevor Symptome einer Virusinfektion des Gehirns auftreten oder das Virus selbst im Hirnnervenwasser (Liquor) nachweisbar ist. PD Dr. Wattjes hat diese Erkenntnisse mit Kollegen von der Freien Universität Amsterdam gewonnen.
Dieses Konzept der stringenten Therapieüberwachung bei MS-Patienten wird jetzt an der MHH in Zusammenarbeit mit dem kommissarischen Direktor der MHH-Klinik für Neurologie, Professor Dr. Martin Stangel, weiterentwickelt. Hat der JC-Virus Schäden im Gehirn angerichtet, wird das MS-Medikament abgesetzt, bis sich das Immunsystem erholt und die Infektion bekämpft hat. Anschließend wird die MS-Therapie mit anderen Medikamenten fortgesetzt. (red)