Frauen- und Männergesundheit

Boost-Bestrahlung bei Brustkrebs wirkt!

Nach einer Brust-OP hoffen alle Frauen, dass der Krebs für immer geheilt ist. Eine Langzeitstudie bestätigt nun, dass eine zusätzliche Bestrahlungstherapie ein Wiederaufflammen
besser verhindern kann.

22.08.2017
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Ein Brustkrebs im Frühstadium kann heute brusterhaltend operiert werden. „Zum Behandlungsstandard gehört eine Bestrahlung, da es sonst zu einem Lokalrezidiv, also einem erneuten Burstkrebswachstum an der operierten Brust, kommen kann“, erläutert Professor Stephanie E. Combs, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum der Technischen Universität München (TUM). Um die optimale Dosis zu bestimmen, hat die European Organization for Research and Testament of Cancer (EORTC) zwischen 1989 und 1996 eine Studie an 5.569 an Brustkrebs erkrankten Frauen durchgeführt. Die Hälfte der Patientinnen erhielt damals neben der üblichen eine zusätzliche Bestrahlung der operierten Brust im Bereich des Tumorbettes, einen sogenannten Boost.

Hilfe bei „high-grade“-Tumoren

Die Teilnehmerinnen der EORTC-Studie werden seit dem Ende der Behandlung regelmäßig nachuntersucht. Schon in den ersten Jahren zeigte sich, dass Frauen mit ungünstigen Gewebemerkmalen, sogenannten „high-grade“(schnell wachsende)-Tumoren, den größten Nutzen vom Boost haben. Dies bestätigt sich auch nach 20 Jahren noch. Die Langzeitanalyse zeigt nochmals deutlich, dass prinzipiell alle Frauen von einer Dosisaufsättigung profitieren können. Der größte Vorteil zeigt sich für jüngere Patientinnen unter 50 Jahre. Sie erlitten nach einer Boost-Bestrahlung sehr viel seltener ein Lokalrezidiv an der operierten Brust, mit 15 statt 31 Prozent der Fälle nur halb so oft.

Auch bei Krebsvorstufen

Die zweite Gruppe sind Patientinnen, bei denen der Pathologe in der Nähe des invasiven Karzinoms die Krebsvorstufe DCIS gefunden hat. Bei duktalen Carcinoma in situ (DCIS) liegen in den Milchgängen der Brustdrüse veränderte Zellen vor, die aber noch am Ort verbleiben. „Die DCIS können noch keine Metastasen bilden“, sagt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). Wenn DCIS-Nester in der Nähe des Primärtumors gefunden werden, ist es jedoch möglich, dass es später zu einem Lokalrezidiv kommt. „Prinzipiell ist ein Boost bei allen Frauen sinnvoll“, sagt Debus. Der Boost verlängere die Behandlungszeit zwar um knapp zwei Wochen, könne aber ein Lokalrezidiv verhindern. (red)