Augen, Nase und Ohren

Taub auf einem Ohr?

Schwerhörigkeit kennt viele Nuancen. Wer auf einer Seite gar nichts hört, steht jedoch vor besonderen Herausforderungen. Dabei gibt es auch dafür gute Lösungen.

06.01.2018

Einseitige Taubheit kommt häufiger vor als allgemein angenommen. Oftmals bleibt dieses Leiden sogar unbehandelt und verursacht so einen unnötig hohen Verlust an Lebensqualität. Typische Ursachen können unter anderem Kopf- und Ohrverletzungen durch Unfälle, die Operation eines Hirntumors, Virusinfektionen und Morbus Menière sein. Letztere Erkrankung geht mit anfallsartigem Drehschwindel sowie einem schwankenden und meist fortschreitenden Hörverlust einher.

Gefährliche Hörlücke

Bei einseitiger Taubheit fällt es Betroffenen schwer, räumlich zu hören oder Geräuschquellen richtig zuzuordnen. Das kann durchaus gefährlich werden, etwa beim Überqueren einer Straße oder grundsätzlich als Verkehrsteilnehmer. Auch haben auf einem Ohr taube Menschen häufig Probleme, Hintergrundlärm und Gespräche, denen sie folgen möchten, voneinander zu trennen, etwa auf Feierlichkeiten, im Restaurant oder bei Messen und Kongressen. Dieses Manko gilt sogar als häufigstes Symptom bei Patienten mit einseitiger Taubheit und hat für die Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen mitunter verheerende Folgen. So drohen durch eine Hörminderung nicht selten sozialer Rückzug und Depressionen. Die genaue Zahl der Betroffenen ist nach Aussagen des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. jedoch unbekannt.

Lösungen finden

Wie die Internetplattform hear-it.org berichtet, ist es besonders in der Anfangsphase der einseitigen Taubheit schwierig, die durch die Hörschwäche auftretenden Handicaps und Änderungen im Lebensstil zu akzeptieren. Und auch wenn sich viele mit der Zeit daran gewöhnen, ist ihr Leben und Wirken im Alltag doch stark eingeschränkt. Dabei gibt es durchaus Hörsysteme, die den Mangel des einseitigen Hörverlustes ausgleichen können.
Eine Option bieten die sogenannten CROS-Hörgeräte (contralateral routing of signals). Dabei wird auf der tauben Seite ein Mikrofon installiert und der von dieser Seite ankommende Schall per Funk oder Kabel zum in oder hinter dem Ohr platzierten Empfänger auf der gesunden Seite geleitet.
Empfänger und Mikrofon können auch in einer Hörbrille eingebaut sein (siehe Tipp unten). Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, dass ein am Knochen hinter dem tauben Ohr verankertes Hörgerät den Schall über den Knochen von der gehörlosen zur besseren Seite leitet.
Trotz dieser Möglichkeiten bleibt eine Vielzahl der Patienten unbehandelt. Experten fordern daher, dass auch Hausärzte und die Öffentlichkeit diesem Leiden mehr Beachtung schenken sollten. (red/ca)