Augen, Nase und Ohren

Hörimplantate sicherer einsetzen

Das Einsetzen von Hörprothesen im Ohr erfordert viel Präzision und Erfahrung. Ein neues OP-Verfahren reduziert die Risiken und macht den Eingriff individuell planbar.

04.02.2017

Vor mehr als 30 Jahren begann mit einer Pionierleistung der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) der weltweite Siegeszug des Cochlea-Implantats (CI). Es dient der Wiederherstellung des Hörvermögens und ist bis heute die einzige Prothese, die einen menschlichen Sinn ersetzen kann. Hierfür wird eine Elektrode in die Hörschnecke eingesetzt, um die Funktion der ausgefallenen Hörsinneszellen zu übernehmen.
Das Implantat wandelt Schall in elektrische Pulse um, die der Hörnerv an das Gehirn zur Entschlüsselung und Interpretation leitet. Allein in Deutschland kommen rund eine Million Menschen aufgrund ihrer hochgradigen Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit für dieses System infrage. „Das Implantieren aber ist eine hoch spezialisierte Mikrochirurgie und erfordert viel Erfahrung“, erklärt HNO-Klinikdirektor Prof. Thomas Lenarz.

Minimal-invasive Therapie

Damit auch kleinere Kliniken mit weniger Fallzahlen eine hohe Versorgungsqualität bieten können, wird in einem Verbundprojekt die Operationsstrategie RoboJig mit zugehörigen chirurgischen Werkzeugen entwickelt. „Dieses Konzept ermöglicht systematische, minimal-invasive, patientenindividuelle und zugleich kostengünstige Operationen“, erläutert Projektleiter Samuel John von der MHH.
Um die Elektrode mit einem an der MHH entwickelten Insertionstool schonend und präzise in die Hörschnecke einzuführen, wird ein dünner Kanal innerhalb des Knochens bis an die Mittelohr-Höhle gebohrt. Die Lage dieses Kanals wird zuvor anhand von Bildgebung und speziell entwickelter Planungssoftware für jeden Patienten optimiert. Eine Bohrschablone (engl. Jig) mit einer Art Miniaturhalterung verhindert Abweichungen. RoboJig minimiert dabei das OP-Risiko mit einem standardisierten, zum Teil automatisierten Prozess. Unter anderem kommen wiederverwendbare, sterilisierbare Plattformen, Fräswerkzeuge und Laser zum Einsatz.

Risiken reduzieren

Das Ziel ist, Restrisiko und Zeitaufwand deutlich zu minimieren und einen optimalen, schonenden, in Zukunft möglicherweise ambulanten Eingriff umzusetzen. Derzeit laufen die Auswertungen zur System-Gesamtgenauigkeit. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass sich RoboJig als Assistent in dieser anspruchsvollen Mikrochirurgie als unverzichtbares Werkzeug erweisen wird“, sagt Prof. Thomas Lenarz.(red)