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Lebererkrankungen entwickeln sich langsam und unbemerkt

23.11.2017
Foto: R. Berg

Prof. Dr. med. Christoph Sarrazin
Chefarzt Med. Klinik II
St. Josefs-Hospital Wiesbaden
und Leiter Leberzentrum Wiesbaden



Erkrankungen der Leber können viele Ursachen haben: Neben Hepatitis-Viren und Toxinen, wie Alkohol und Medikamenten, können auch Übergewicht, Erkrankungen des Stoffwechsels oder so genannte Autoimmunerkrankungen das Organ schädigen.
Es ist wichtig, den Grund einer Lebererkrankung herauszufinden, da es nicht das eine Allheilmittel für sämtliche Erkrankungen gibt. Je nach Ursache wird eine Leberkrankheit ganz anders behandelt – was bei der einen Erkrankung nützt, ist bei einer anderen sinnlos oder sogar schädlich. Einige Beispiele: Bei Hepatitis-Infektionen werden virushemmende Mittel eingesetzt oder Wirkstoffe, die das Immunsystem anregen. Bei einer Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem die Leber angreift, setzt man dagegen eher Medikamente ein, die das Immunsystem bremsen. Bei Fettlebererkrankungen durch Übergewicht versucht man, das Gewicht durch eine Ernährungsumstellung abzubauen. Bei der Erbkrankheit Hämochromatose, wo sich zu viel Eisen im Körper sammelt, wird dagegen die Eisenmenge gesenkt. Ist die Leber durch Toxine belastet, hilft natürlich nur konsequenter Verzicht.
Schwierig wird es, wenn man aufgrund einer anderen Erkrankung, z. B. des Herzens oder bei Bluthochdruck, Medikamente einnehmen muss und diese die Leber belasten. Hier sollte man mit dem Arzt besprechen, ob es leberschonendere Präparate gibt. Keinesfalls aber sollte man wichtige Medikamente in Eigenregie absetzen, nur weil die Leberwerte erhöht sind, sondern dies zunächst mit dem behandelnden Arzt klären.
Viele Lebererkrankungen werden jedoch häufig erst spät erkannt, da die Leber kein Schmerzempfinden hat und daher keine Warnzeichen aussenden kann, so dass sich schleichend eine Leberzirrhose entwickeln kann. Auch sind mögliche Beschwerden eher unspezifisch. So bleibt es häufig bei der Einstufung als Alltagsbeschwerden wie z. B. „Stress“ oder „chronische Erschöpfung“. Symptome wie ständige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, ein Druckgefühl im rechten Oberbauch, Stuhl- und Gewichtsveränderungen, häufige Muskel- und Gelenkschmerzen oder auch eine Gelbfärbung der Haut oder Augen können jedoch erste Hinweise auf eine Erkrankung der Leber oder Galle sein. In diesem Fall sollte man die Leberwerte Gamma-GT, GOT und GPT untersuchen lassen. Sind diese erhöht, wird der Arzt gezielt nach möglichen Erkrankungen oder Belastungen der Leber suchen. Neben Alkohol sind unbedingt Viruserkrankungen wie Hepatitis B und C auszuschließen. Auch eine Fettleber durch Übergewicht, Diabetes, Eisenüberladung, Erkrankungen des Immunsystems sowie Medikamente und Giftstoffe sollten im Zweifelsfall hinterfragt werden. Lebererkrankungen sollten in jedem Fall ernst genommen werden, da eine Störung schwere Rückwirkungen auf den gesamten Organismus haben kann.