Allgemeine Medizin

Krebs durch Pfeiffersches Drüsenfieber?

Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine ernste Infektionskrankheit, die möglicherweise sogar Krebs auslösen kann.
Ein Münchner Forschungsteam untersucht jetzt die genetischen Voraussetzungen dafür.

13.05.2021
Foto: AdobeStock/Mykyta

Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen eine ausgeprägte Müdigkeit – wer unter diesen Symptomen leidet, denkt meist an einen grippalen Infekt oder vermutet aktuell auch eine Corona-Infektion dahinter. Tatsächlich aber beginnt so auch eine Infektionskrankheit, die überall auf der Welt verbreitet ist: das Pfeiffersche Drüsenfieber. Rund 98 Prozent aller Erwachsenen tragen das auslösende Epstein-Barr-Virus in sich, das zur Familie der Herpesviren zählt und über das Blutbild nachgewiesen werden kann. Nach einem Krankheitsausbruch ist man gegen die Viren immun.

Lange Inkubationszeit

„Kuss-Krankheit“ wird das Pfeiffersche Drüsenfieber verharmlosend im Volksmund genannt, weil das Virus durch direkten Kontakt, etwa durch Küsse, aber auch durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion, übertragen wird.
Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung – die Inkubationszeit – beträgt etwa zehn Tage bei Kindern und bis zu 50 Tage bei Erwachsenen. Deshalb wird die Erkrankung bei ihnen nicht sofort erkannt.
Ein Arzneimittel gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es nicht, nur die Symptome können durch Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente gelindert werden.
Meist heilt das Pfeiffersche Drüsenfieber nach drei bis sechs Wochen aus. Allerdings: „Nach sechs Monaten hat etwa einer von zehn Patienten noch Beschwerden, nach 12 Monaten immerhin noch einer von zwanzig“, sagt Professor Uta Behrends, Kinder- und Jugendärztin an der TU München.

Harmlos oder gefährlich?

Die meisten Verläufe sind harmlos, bei denen sich die Patienten ein paar Tage lang schlapp fühlen. Insbesondere bei Kindern ist das der Fall. In seltenen Fällen kann es für spätere Krebserkrankungen mitverantwortlich sein, insbesondere für Lymphome sowie Krebserkrankungen des Magens und des Nasen-Rachen-Raums, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in einer gemeinsamen Presseerklärung mit dem französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale. Verantwortlich dafür sei offenbar ein Proteinbaustein der Viren. „Das Virusprotein stört die Zellteilung, was dazu führen kann, dass sich das Erbgut fehlerhaft auf beide Tochterzellen verteilt. Dadurch steigt das Risiko, dass die infizierten Zellen später zu Krebs entarten“, so das DKFZ.
Forschung an Impfstoff
Prof. Behrends erforscht mit ihrem Team derzeit, ob es auch genetische Risikofaktoren gibt, die zu einem besonders schweren Verlauf der Krankheit führen. Erste Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres 2021 vorliegen. Gemeinsam mit Professor Wolfgang Hammerschmidt forscht sie zudem an einem Impfstoff und hofft, dass 2022 mit den klinischen Studien an Menschen begonnen werden kann. (eva)