Sport, Knochen und Gelenke

Sport nach einer Wirbelsäulenverletzung

Wer begeistert Sport macht, will sich auch von einer Verletzung nicht lange aufhalten lassen. Gerade bei komplizierten Wirbelsäulenverletzungen stellt sich deshalb die Frage: Wann kann man wieder bedenkenlos durchstarten?

08.09.2022
Bevor man das Training wieder aufnimmt, sollten Zeitpunkt und Intensität mit den Ärzten abgesprochen werden.  Foto: AdobeStock/Jacob Lund Bevor man das Training wieder aufnimmt, sollten Zeitpunkt und Intensität mit den Ärzten abgesprochen werden. Foto: AdobeStock/Jacob Lund

Sport macht vielen Menschen Spaß und ist gesund. Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur sowie die Knochen, verbessert das Immunsystem, führt zu einer erhöhten geistigen Leistungsfähigkeit und sorgt für eine bessere Stressbewältigung. „Dennoch können beim aktiven Sporttreiben auch Verletzungen passieren. Betroffene Athleten, ob aus dem Freizeit- oder Leistungssport, streben danach meist eine möglichst rasche Wiederaufnahme des Trainings an“, sagt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. „Nach einem Sportunfall entscheidet die Diagnose über die anschließende Behandlung. Während beispielsweise stabile Frakturen oft konservativ behandelt werden, erfordern schwere und instabile Verletzungen einen operativen Eingriff.“
Anforderungen und Erwartungen an die Behandlungen seien häufig sehr hoch, da Verletzungen an der Wirbelsäule oft mit Einschränkungen der sportlichen Aktivität verbunden sind. Die Ausgangssituation für die Wiederaufnahme des Trainings sei bei Sportlern aufgrund des gut ausgebildeten Körpergefühls und Koordinationsvermögens sowie der Disziplin und hohen Akzeptanz für rehabilitative Maßnahmen insgesamt jedoch sehr gut.
Aufgrund der komplexen Anatomie und Biomechanik der Wirbelsäule und des breiten Spektrums möglicher Verletzungen lässt sich ein generelles Standardprotokoll für die Rückkehr zum Sport nur schwer erstellen. Jedoch sollte die Mobilisierung in der Regel bereits mit dem Einleiten einer konservativen Behandlung oder früh nach der Operation stattfinden.
In der frühen postoperativen Phase, etwa ab dem zweiten Tag nach der OP, liegt der Fokus beispielsweise auf dem Übergang zu normalen Bewegungsmustern und der Mobilisation zur Selbsthilfefähigkeit. In der Phase der Stabilisierung, ungefähr in der zweiten Woche, werden axiale Belastung und Koordinationstraining, Kraft-, Ausdauer- sowie Rückenübungen durchgeführt. Ungefähr ab Woche 8 können die Übungen vermehrt in Eigenregie erfolgen, ab Woche 12 lässt sich teilweise schon die volle Belastbarkeit und Trainierbarkeit für Patienten realisieren. „Beginn und Auswahl der Intensität des spezifischen Trainings gilt es jedoch immer in Absprache mit dem Arzt, Physiotherapeuten und gegebenenfalls Trainer abzustimmen. Ambitionierte Athleten und Leistungssportler sollten auch schon im Rahmen der Physiotherapie und der Reha mit spezifischem Training für die jeweilige Sportart einsteigen – aber am besten unter Anleitung“, sagt Dr.
Sabarini.
Generell lassen sich Sportarten in Bezug auf die Wirbelsäulenbelastung in vier Kategorien unterteilen: 1. Fördernde Sportarten wie Gehen, Walken oder Skilanglauf. 2. Indifferente Sportarten wie Tanzen, Turnen oder alpiner Skilauf. 3. Nicht fördernde Sportarten wie Tennis, Golf oder Klettern. 4. Belastende Sportarten wie Kampf-, Kontakt- und Kollisionssportarten.

(red)