Sport, Knochen und Gelenke

Mehr Unfälle durch E-Scooter

Die lautlosen Flitzer werden als saubere Antwort auf die Feinstaubbelastung in unseren Städten gefeiert. Orthopäden und Unfallmediziner sehen diese Entwicklung mit Sorge.

02.03.2020
Sie sind schnell wie der Wind, die neuen E-Roller.   Foto: Christophe Gateau /dap Sie sind schnell wie der Wind, die neuen E-Roller. Foto: Christophe Gateau /dap

Sehr cool, sehr trendy sehen sie aus, die neuen E-Scooter, die seit kurzem über Straßen und Radwege düsen. Und dazu noch so umweltfreundlich. Doch sicher hat der ein oder andere Betrachter schon geahnt, dass dieser Spaß auch seine Schattenseiten hat. Immerhin sind hier Jung und Alt ohne Helm unterwegs, mit Geschwindigkeiten von 20 km/h und mehr.

Unfallgefahr steigt

Tatsächlich scheinen sich die neuen Mitspieler im Straßenverkehr auf dünnem Eis zu bewegen. Experten wie Dr. Christopher Spering, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie im überregionalen Traumazentrum im TraumaNetzwerk DGU, bestätigen, dass die Verletzungsgefahr damit hoch ist. „Wir haben zwar noch keine genauen Zahlen in unserem Traumaregister, dafür gibt es diese Scooter noch nicht lange genug, aber in allen Notaufnahmen der größeren Städte registrieren wir eine deutliche Zunahme von Alleinunfällen durch E-Scooter. Entweder durch Zusammenstöße miteinander, aber auch durch Kollisionen mit Radfahrern und Fußgängern“, berichtet er.
Das Hauptproblem sei, dass man die E-Scooter nicht hören könne. „Das widerspricht unseren natürlichen Wahrnehmungsmechanismen, die auf Hören und Sehen angewiesen sind“, so Spering. „Aber wir sehen und hören damit keine Beschleunigung. Das ist einmal mehr ein Problem für betagte und sehbehinderte Menschen.“ Sie stürzen auch häufiger über herumliegende oder -stehende E-Scooter.

Kopf, Brust und Beine

Die Folgen von E-Scooter-Unfällen reichen von Sprunggelenkverletzungen bis hin zu komplexen Brüchen der unteren Extremität, wie z. B. Verrenkungsbrüche, aber auch Kopfunfälle an Schädel und Gehirn. „Der Scooter hat ganz kleine Räder, sodass schon durch winzige Unebenheiten das kleine Lenkrad ausbrechen kann. Hinzu kommt eine stehende, relativ instabile Position auf einem schmalen Brett“, so Spering. Man braucht immer beide Hände zum Fahren und kann Richtungswechsel nicht anzeigen. Blinker gibt es auch nicht. „Wir empfehlen allen Fahrern deshalb dringend, einen Helm zu tragen. Das senkt die Schwere einer möglichen Verletzung.“ Selbst als Fußgänger könnten wir es uns nicht mehr leisten, ständig aufs Handy zu schauen, so der Experte: „Wir müssen viel aufmerksamer durch den Verkehr gehen und anders mit den anderen kommunizieren.“ (bibi)