Sport, Knochen und Gelenke

Aqua-Sport für die Gelenke

Bewegung im Wasser hat das ganze Jahr über Saison. Vor allem für die Gelenke ist Aqua-Fitness besser als so manches Medikament.

22.03.2017
Ringelrein im feuchten Nass  –  das macht auch den Großen Spaß  Archivfoto: Mascha Brichta

Für Margit P. grenzt es an ein Wunder: Ihre einstmals steifen Gelenke kann sie heute wieder geschmeidig bewegen, ohne Schmerzen das Tanzbein schwingen. „Im nächsten Leben wäre ich trotzdem gerne ein Fisch“, gesteht sie augenzwinkernd. Denn dass ihr Gelenk-Rheuma wie weggeblasen ist, verdankt sie einer Wassertherapie.
Vor einem Jahr begann sie mit Aqua-Gymnastik. Bis heute macht sie zweimal pro Woche jeweils 20 Minuten unter Anleitung Übungen in hüfthohem, warmem Wasser. Bald schon machte sie große Fortschritte. Vor allem die Beine wurden beweglicher, die Schmerzen schrittweise weniger.

Balsam für Rheuma-Patienten

Wie wichtig Bewegung gerade für Rheuma-Patienten ist, weiß Prof. Dr. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit der Sporthochschule Köln: „Gelenk-Rheuma entsteht häufig durch Abnutzung des Gelenkknorpels. Dann reiben Knochen auf Knochen schmerzhaft aufeinander. Bewegung kann das verhindern, denn dabei wird die Gelenkschmiere aktiviert, die den Knorpel mit Nährstoffen versorgt. Ohne sie rosten wir ein wie eine Fahrradkette ohne Öl.“ Doch viele Betroffene meiden wegen der Schmerzen jede Bewegung – ein Teufelskreis. Hier kann Aqua-Fitness ansetzen.

Befreit von großer Last

Etwa 15 Arten des „Wassersports“ gibt es heute. Doch egal ob Aqua-Jogging, Aqua-Cycling oder gar Aqua-Pilates – die Gelenke profitieren in jedem Fall von der Bewegung im Wasser. Der Grund: Hier schwebt der Mensch so gut wie schwerelos. Nur 20 Prozent des eigentlichen Körpergewichts muss der Stützapparat im feuchten Element noch tragen. Überflüssige Pfunde oder Schmerzen, die einem an Land das Leben schwer machen, fallen hier also nicht ins Gewicht.

Sanftes Muskeltraining

Ein weiterer Pluspunkt: Alle Muskeln werden beim Sport im Wasser sanft bewegt, gedehnt und gekräftigt. Prof. Froböse: „Der Widerstand, den das Wasser bietet, ist 900 Mal höher als der von Luft. Die Muskeln werden so schneller stark und stützen und entlasten die Gelenke wie ein Korsett.“
Rheuma-Patienten profitieren vor allem von der klassischen Wassergymnastik (in flachem Wasser). Denn dabei werden vor allem die Knie- und Hüftgelenke gezielt aktiviert. Das warme Wasser tut zusätzlich gut.

Aqua-Jogging für Knie und Rücken

Was vielen Rheuma-Patienten an Land versagt ist, gelingt ihnen in tiefem Wasser ausgezeichnet: Joggen. Aqua-Jogging wird in tiefem Wasser ausgeführt. Dort stärkt es zusätzlich Ausdauer und Koordination. Denn um den Kopf über Wasser zu halten, muss man das Gleichgewichtssystem nutzen und die Bauchmuskeln anspannen. Im warmen Nass läuft oder turnt man gegen den Wasserwiderstand an. Mit kurzen schnellen oder mit längeren Schritten und kräftigem Armeinsatz kommt man so tatsächlich schnell ins Schwitzen.
Auftriebshilfen wie Schwimmgürtel, Aquatwins (Schuhe) oder Aquamitts (Wasserhandschuhe) erhöhen den Wasserwiderstand und damit die Trainingsintensität zusätzlich. Der Puls steigt moderat an und trainiert so den Herzmuskel. Das stabilisiert auch den Kreislauf. Dazu stärkt die Armbewegung die Rückenmuskulatur. Die so gekräftigten Muskeln geben dem Rücken mehr Halt. Dazu entlastet der Wasserdruck durch seinen Drainage- und Massageeffekt das Lymphsystem. Gewebswasser wird so schneller ausgeschieden. Und das wiederum entlastet schwache Venen.
Das Training ist ideal für Menschen mit Knie- und Rückenschmerzen oder Venenleiden. Und das alles ohne Nebenwirkungen! Die Krankenkassen zahlen einen Zuschuss.(red)