Herz und Kreislauf

Neue Prothesen für die Brustaorta

Ein Riss in der Hauptschlagader Aorta kann ohne Eingriff tödlich enden. Forscher arbeiten an maßgeschneiderten Prothesen, die diese Schwachstelle besser schützen sollen.

26.04.2019
Dr. med. Nikolaus Thierfelder mit dem 3-D-Druck-Modell eines Gefäßaneurysmas (weiß) und der Form der späteren Gefäßprothese (rot).     Foto: Andreas Steeger/Klinikum der LMU München Dr. med. Nikolaus Thierfelder mit dem 3-D-Druck-Modell eines Gefäßaneurysmas (weiß) und der Form der späteren Gefäßprothese (rot). Foto: Andreas Steeger/Klinikum der LMU München

Marianne Schneider* war gerade in den Reisebus eingestiegen, als sie plötzlich starke Schmerzen in Brust und Nacken bekam. Auch das rechte Bein wurde taub. Da sie einen Herzklappenfehler hat, befürchtete sie einen Infarkt. Ein Rettungswagen brachte die damals 63-Jährige umgehend ins Krankenhaus. Dort stellte man per Computertomografie fest, dass sie einen Einriss der Hauptschlagader (Aorta) hatte. Eine Not-OP rettete ihr das Leben. Seitdem lebt sie mit einer Kunststoffprothese im vorderen Teil des Aortenbogens und nimmt Medikamente gegen Bluthochdruck. Dennoch kam es zwei Jahre später erneut zu Komplikationen. Im hinteren Teil des Aortenbogens hatte sich eine Gefäßaussackung (Aneurysma) gebildet. Die Ärzte befürchteten ein Aufplatzen. Doch diesmal war keine komplizierte OP nötig. Per minimalinvasivem Katheterverfahren wurde eine Gefäßstütze verankert. Dieser Stent hat die betroffene Gefäßwand stabilisiert. Glück für die heute 68-Jährige!

Passgenaue Prothese in Arbeit

Dank vieler Spenden und Mitgliedsbeiträge konnte die Deutsche Stiftung für Herzforschung in 2018 ein aktuelles Projekt für sicherere Brustaorta-Prothesen anstoßen. Das Forscherteam um den Herzchirurgen Dr. Nikolaus Thierfelder entwickelt in diesem Rahmen ein neues Verfahren zur Anfertigung von Prothesen für die Brustaorta. „Die bisherigen Prothesen“, so Thierfelder, „sind vorgefertigte Modelle. Deshalb kann es vorkommen, dass sie nicht optimal sitzen und Komplikationen auftreten, beispielsweise eine mangelnde Abdichtung. Unser Ziel ist es, individuell passgenaue Prothesen herzustellen.“
Die Basis dafür sind CT- oder MRT-Aufnahmen. Eine Spezialsoftware berechnet dann exakt Maße und Strukturen der Prothese, die zum Patienten passen. Danach fertigt ein 3-D-Drucker den Grundtypus der maßgeschneiderten Prothese. Diese wird dann mit einer Polymerschicht überzogen und durch eine Drahtstruktur stabilisiert.

Herzgesund leben

Am besten wäre es, wenn es erst gar nicht zu einem Einriss käme. Doch leider machen sich Aneurysmen meist nicht bemerkbar. Selbst Beschwerden, wie Brustkorb-, Nacken- und Bauchschmerzen, werden oft falsch eingeschätzt.
Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes. Den besten Schutz dagegen bietet deshalb eine herzgesunde Lebensweise.
Auch Marianne Schneider hat ihre Ernährung umgestellt und hält sich mit Walken und Schwimmen fit. (red)

* Name der Patientin geändert.