Frauen- und Männergesundheit

„Männer, geht bitte zur Vorsorge!“

Prostatakrebs ist besonders heimtückisch. Denn der Tumor entwickelt sich meist unbemerkt. Früherkennung kann die Heilungschancen verbessern und das Risiko für Nebenwirkungen reduzieren.

24.07.2020
Die Roth-Zwillinge engagieren sich in Kampagne Triple F  –  „Für alle. Für jeden. Für uns.“  für eine PSA-gestützte Früherkennungsuntersuchung.  Foto: Lisa Engelhardt/Foto & Design/dpa Die Roth-Zwillinge engagieren sich in Kampagne Triple F – „Für alle. Für jeden. Für uns.“ für eine PSA-gestützte Früherkennungsuntersuchung. Foto: Lisa Engelhardt/Foto & Design/dpa
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Männer sind Vorsorgemuffel. Das ist bekannt. Sie gehen meist nur zum Arzt, wenn es unbedingt sein muss. Daran wollen die Brüder Michael und Uli Roth etwas ändern. Vor gut zehn Jahren bekamen beide gleichzeitig die Diagnose Prostatakrebs. Damals waren sie gerade mal 47 Jahre alt. Damit entsprechen sie nicht gerade dem Klischee, wann die häufigste Tumorart bei Männern am häufigsten auftritt. Aber die eineiigen Zwillinge waren erblich vorbelastet. Bereits ihr Vater hatte die Krebserkrankung. Zum Glück für die beiden Handballer waren sie deshalb regelmäßig bei der Früherkennungsuntersuchung. „Durch die Vorgeschichte mit unserem Vater, aber auch als Sportler waren wir es gewohnt, zum Arzt zu gehen“, berichtet Michael Roth im Rahmen des Patientenforums auf dem Urologen-Kongress im September 2019 in Hamburg.

Stark erhöhter PSA-Wert

Die jährliche Vorsorgeuntersuchung ergab einen plötzlich stark erhöhten PSA-Wert – ein wichtiger Parameter für Veränderungen in der Prostata. Eine Biopsie bestätigte schließlich den Verdacht. Im April 2009 bekam er die Krebsdiagnose. Da sein Bruder Uli bereits im Januar leicht erhöhte Werte hatte, ließ sich dieser nach Michaels Diagnose sofort noch einmal testen. Und auch er bekam im Mai den gleichen Befund. „Das Thema Impotenz und Inkontinenz stand sofort im Raum“, berichtet Michael Roth. „Doch wir haben uns gut mit der Materie beschäftigt und waren entsprechend gut vorbereitet.“
Beide entschieden sich für eine Operation in der Hamburger Martini-Klinik. „Damals war das Da Vinci-Verfahren noch in den Anfängen“, erklärt Uli Roth. Heute würden sie sich wahrscheinlich für das schonendere Bestrahlungsverfahren entscheiden. Wichtig sei, dass man sich für die Methode und die Maßnahmen entscheide, die man für sich vertreten könne, von denen man überzeugt sei, sagten die Brüder einhellig. Auch das Bauchgefühl sei wichtig und Vertrauen zum Operateur, der möglichst viel Erfahrung mit dieser Art von Eingriffen haben sollte.

Anderen Rat und Hilfe geben

Die beiden hatten Glück. Die OP ist gut verlaufen, und sie konnten ihre Kontinenz und Potenz erhalten, auch weil der Krebs in einem frühen Stadium entdeckt wurde und die Operation die sensiblen Nerven schonte. Sie sind dankbar, dass der Krebs auch nach mehr als zehn Jahren nicht wiederkam, aber sie kennen auch andere Männer, die nicht so viel Glück hatten. Deshalb setzen sie sich heute für Aufklärung und Prostatavorsorge ein. Michael Roth: „Wir wollen anderen Betroffenen Mut machen und auch jüngere Männer dazu bewegen, zur Vorsorge zu gehen.“
(bibi)