Augen, Nase und Ohren

Wieder ins Gleichgewicht kommen

Was im Karussell noch für Spaß sorgt, kann im Alltag problematisch werden: Schwindel. So vielfältig die Ursachen, so vielfältig sind auch die Therapiekonzepte, die Hals-Nasen-Ohrenärzte anwenden können, um das Kreiseln im Kopf zum Stillstand zu bringen.

07.03.2022

Schwindelgefühle entstehen durch gestörte Sinnesinformationen. Sie sind eines der häufigsten Symptome in der Medizin und haben meist ganz unterschiedliche Ursachen, da an der räumlichen Orientierung und unserem Gleichgewichtssinn nicht nur ein Organ, sondern gleich mehrere Organe beteiligt sind. Liegen an einem Organ Störungen vor, kommen Betroffene im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Gleichgewicht und empfinden Schwindel. Wie intensiv oder wie langwierig, hängt von der Erkrankung ab. Es gibt Erkrankungen, bei denen Schwindel chronisch ist und über Wochen und Monate anhalten kann. Andere Erkrankungen bringen anfallartigen Schwindel mit sich, der spontan auftreten oder durch bestimmte Situationen ausgelöst werden kann.
Begleitet wird Schwindel oftmals von Übelkeit, Schweißausbrüchen und Angstzuständen. Eine rasche Abklärung ist in jedem Fall sinnvoll, darauf weist das HNOnet-NRW hin, ein Zusammenschluss niedergelassener HNO-Ärzte in Nordrhein-Westfalen.
Anhand der Beschwerden und eventueller Begleitsymptome zieht der Hals-Nasen-Ohren-Arzt erste Rückschlüsse auf die zugrunde liegende Erkrankung. So machen sich Störungen im Bereich des Gleichgewichtsorgans als Drehschwindel bemerkbar, der häufig mit Ohrgeräuschen oder einer Hörminderung einhergeht. Bei einem kreislaufbedingten Schwindel wird den Betroffenen zusätzlich schwarz vor Augen. Bei Verspannungen im Nackenbereich tritt der Schwindel eher diffus bei bestimmten Kopfbewegungen auf. Entsteht der Schwindel durch eine Erkrankung im Gleichgewichtsorgan, entwickelt der Arzt ein individuelles Therapiekonzept.
Dazu gehören medikamentöse und physiotherapeutische Maßnahmen mit Lagerungs- und Schwindeltraining. „Gerade, wenn der Schwindel bereits über einen längeren Zeitraum besteht, ist die Mitarbeit des Patienten im Anti-Schwindel-Training erforderlich“, so Dr. Uso Walter, Vorsitzender des HNOnet-NRW. „Viele HNO-Ärzte bieten auch ein neuartiges Gleichgewichts-Koordinations-System zum Training an. Durch verschiedene Übungen werden bewusst kritische Situationen für das Gleichgewichtsorgan herbeigeführt.“ So trainieren Betroffene mithilfe von Augen- und Körperbewegungen, Defizite auszugleichen. In der Folge lernen sie, künftig das Gleichgewicht zu halten und reagieren auf schwierige Situationen nicht mehr mit Schwindelsymptomen. Das Training muss jedoch regelmäßig und für längere Zeit wiederholt werden. Patienten können durch gezieltes Training zu Hause die Therapie wirkungsvoll unterstützen.
Laut der Deutschen Hirnstiftung ist Schwindel alles andere als eine Seltenheit. Jeder Mensch hat ein Risiko von 30 bis 40 Prozent, im Laufe seines Lebens an Schwindel zu erkranken. Jährlich erkranken elf Prozent der Menschen neu an Schwindel.
Für viele von ihnen hat eine Schwindelerkrankung schwerwiegende Konsequenzen.
Sie haben einen hohen Leidensdruck und sind im Alltag deutlich beeinträchtigt. Eine mögliche Auswirkung: Betroffene vermeiden aus Angst schnelle Bewegungen oder Sport. Wenn dagegen die genaue Diagnose der Erkrankung gestellt wird und eine spezifische Behandlung erfolgt, lässt sich meist zeitnah eine gute Lebensqualität wiederherstellen. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass das Vermeidungsverhalten von Bewegungen aufgegeben wird und die Patienten ein systematisches Gleichgewichtstraining durchführen sowie auch Sportarten mit schnellen Bewegungen betreiben wie zum Beispiel Turnen, Ballspiele oder Tanzen. Das Führen eines Kraftfahrzeugs ist bei akutem Schwindel wegen der erhöhten Unfallgefahr gesetzlich verboten. (red)