Augen, Nase und Ohren

Kontaktlinsen Tag und Nacht tragen?

Die Qualität dieser praktischen Sehhilfen wird immer besser. Trotzdem sollte man sich zuvor vom Augenarzt und Optiker beraten lassen. Sonst kann es zu unerfreulichen Überraschungen kommen.

19.05.2020

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes steigt die Community der Kontaktlinsenträger seit 2016 stetig an. Aktuell leben in Deutschland 3,5 Millionen Menschen mit diesen winzigen Kunststofflinsen vor der Pupille. Tagtäglich müssen sie diese morgens einsetzen und abends herausnehmen und in einer Box mit einer keimfreien Lösung aufbewahren. Das ist mitunter etwas umständlich. Deshalb hat die Industrie vor wenigen Jahren sogenannte Tag- und Nachtlinsen auf den Markt gebracht. Diese können rund um die Uhr bis zu einen Monat lang im Auge bleiben. Die Hersteller werben mit „grenzenlosem Tragekomfort“ und „glasklarer Sicht“.

Anspruch und Wirklichkeit

Doch die Erfahrungen damit sind durchaus gemischt. In einschlägigen Internet-Foren berichten einige Benutzer, dass bei ihnen damit morgens die Augen brannten oder sie verschwommen sahen. Andere wiederum waren zufrieden, nahmen die Linsen aber trotzdem abends raus, weil ihnen die Vorstellung unangenehm war, die Linse über Nacht im Auge zu belassen.

Feuchtigkeit und Sauerstoff

Der Grund: Jeder Mensch reagiert anders auf den Fremdkörper. Zudem ist die Hornhaut des Auges dünn und durchsichtig. Sie besitzt selbst keine Blutgefäße und muss bei jedem Lidschlag mit Tränenflüssigkeit benetzt werden. Moderne Tag- und Nachtlinsen sind sehr viel sauerstoffdurchlässiger und weicher als frühere Modelle. Dadurch ist der Tragekomfort deutlich besser geworden. Ein anderes Problem aber bleibt: das einer möglichen Augeninfektion. Und die bereitet meist keine Schmerzen. Wenn weiche Kontaktlinsen, zu denen diese Tag- und Nachtlinsen gehören, länger auf dem Auge sitzen, merkt man nicht, wenn sich darunter eine Infektion festsetzt. Das kann zu weiteren Problemen führen, die man unbedingt vermeiden sollte.

Nicht für jedes Auge geeignet

Deshalb rät der Bundesverband der Augenärzte dazu, vor dem Gebrauch solcher Langzeitlinsen unbedingt sein Auge auf Beschaffenheit oder mögliche Erkrankungen untersuchen zu lassen. Wer tendenziell unter trockenen Augen leidet, sollte von einem Dauertragen eher absehen. Auch ein sehr fetthaltiger Tränenfilm kann das Tragen dieser Monatslinsen erschweren, etwa weil die Linsen dadurch schnell eintrüben.
Spricht vom medizinischen Gesichtspunkt nichts dagegen, können diese Linsen das Leben erleichtern. Wer das Ein- und Aussetzen der Linsen nicht mag oder auch nachts auf eine Sehhilfe angewiesen ist, beispielsweise bei Bereitschaftsdiensten oder Schichtarbeit, wird die Vorteile der Tag- und Nachtlinsen schnell zu schätzen wissen. Es gibt sie für Kurz-, Weit- und Altersweitsichtige als Wochen oder Monatslinsen.

Individuelle Anpassung

Aber auch die richtige Passform der Linse ist wichtig. Ihre Rückfläche sollte so genau wie möglich auf der Hornhaut aufliegen. Das ist längst nicht immer der Fall und kann zum Beispiel bei im Internet gekauften Standardlinsen zu Problemen führen.
Wer auf der sicheren Seite sein möchte, sollte die Anpassung unbedingt von einem darauf spezialisierten Optiker vornehmen lassen und auf jeden Fall die Kontrolltermine regelmäßig wahrnehmen. (bibi)