Alters- und Palliativmedizin

Versöhnlicher Abschied statt Selbsttötung

21.10.2020
Foto: Dr. med. Thomas Nolte

Dr. med. Thomas Nolte

Palliativarzt und Schmerztherapeut, Zentrum für ambulante Palliativversorgung ZAPV

Selbsttötung wurde schon immer als Ausdruck von Autonomie verstanden. Allerdings vergessen viele Menschen, welches Leid oder Trauma ein Suizid für ihre Angehörigen und Freunde bedeutet. Der Grund für die Beschäftigung mit diesem Thema sind oft Gedanken über einen bevorstehenden, qualvollen Sterbeprozess. Auch haben diese Menschen Angst vor dem Verlust ihrer Selbstbestimmung und negative Vorstellungen über ihr vermutetes Schicksal. Prophezeiungen wie „Sie werden querschnittsgelähmt sein“, Vorurteile wie „Ich werde bei dieser Erkrankung qualvoll ersticken“ oder persönliche Erlebnisse aus dem Familien- oder Freundeskreis verstärken diese Befürchtungen. Doch gibt es heute andere Möglichkeiten, weitgehend ohne Schmerzen und Ängste friedlich und in Würde zu sterben – ohne seine Autonomie aufzugeben.
Die Entwicklung der Hospiz- und Palliativversorgung der letzten 15 Jahre in Deutschland ist der beste Beweis dafür. In diesen Einrichtungen arbeiten Menschen, die die Bedürfnisse Schwerstkranker kennen, alle Fragen dazu beantworten können und im Umgang mit dem Sterben erfahren sind. Sie bieten eine individuelle Betreuung und Unterstützung für ein würdiges Sterben an.
Wenn Menschen, die für sich einen selbst gewählten Tod planen, diese Informationen berücksichtigen, ist das gelebte Suizidprävention und die Chance auf einen versöhnlichen Abschied – für die Betroffenen selbst, ihre Familien, Angehörigen und Freunde!