Alters- und Palliativmedizin

Methadon – Wundermittel gegen Krebs?

Nach vereinzelten Erfolgen dieses Medikaments gegen Leukämie und Hirntumoren weckten Medienberichte bei Betroffenen viel Hoffnung. Aber Experten warnen.

07.02.2018
Noch ist der Nutzen in der Krebstherapie nicht bewiesen.  Foto: Adobe Stock / Max Rode

Methadon ist ein Opioid, also ein Betäubungsmittel mit schmerzstillender Wirkung. Es hat sich vor allem als Entzugshilfe für Heroinabhängige einen Namen gemacht. Aber auch in der Behandlung von Tumorschmerzen hat es einen festen Platz.
Seit einigen Monaten kursieren in den Medien Berichte über eine angebliche krebsheilende Wirkung. „Es ist ein stark wirkendes Medikament mit erheblichen Nebenwirkungen und überdies nicht einfach zu steuern, da es eine hohe Halbwertszeit besitzt“, warnt dagegen PD Dr. med. Stefan Wirz, Sprecher des Arbeitskreises Tumorschmerz der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Damit steige die Gefahr, dass sich die Konzentration von Methadon im Blut stark erhöht und es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommt, wie beispielsweise einem Atemstillstand. Weitere opioidtypische Nebenwirkungen von Methadon sind zudem Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Atembeschwerden, Veränderung der Geschlechtshormone und Herzrhythmusstörungen.

Noch keine Therapieoption

Was die Medien so hoffnungsvoll stimmte, Methadon könne die neue Lösung für Leukämie- und Hirntumor-Erkrankte sein, waren Erkenntnisse aus Labor- und tierexperimentellen Studien sowie einer im März dieses Jahres veröffentlichten Studie, an der 27 Krebspatienten teilnahmen, die Hirntumore (Gliome) haben. Diese Beiträge vermittelten den Eindruck, dass Methadon vor allem für therapieresistente Tumorleiden eine erfolgversprechende Therapieoption sei. „Das ist falsch. Was im Labor und in sehr kleinen Studien funktioniert, hat bei Patienten in der breiten Anwendung nicht zwangsläufig die gleiche Wirkung“, betont Wirz. Doch der Druck auf die Ärzte, Methadon zu verschreiben, wuchs durch die Beiträge erheblich.

Test an Tumorzellen

Doch da die Beweislage momentan noch zu dünn ist, bleibt Methadon lediglich ein Medikament, das in der Schmerztherapie und bei der Bewältigung einer Opiatabhängigkeit zugelassen ist. „Eine Prognosebesserung durch Methadon bei Tumorpatienten ist nicht wissenschaftlich belegt. Der Arbeitskreis Tumorschmerz lehnt daher – wie einige andere medizinische Fachgesellschaften auch – eine Anwendung Methadons zur Tumortherapie ab“, betont Wirz. Es existierten derzeit weder diese Grundlagenergebnisse noch die erforderlichen kontrollierten Studien an Patienten. Ohne diese Evidenz aber dürfe eine verantwortungsvolle Medizin den Einsatz dort auch nicht befürworten, so der Experte. (red)