Alters- und Palliativmedizin

Höheres Schlaganfallrisiko durch Covid-19

Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus kann auch Schlaganfälle begünstigen. Im Falle eines Verdachts sollte man deshalb unverzüglich den Notarzt rufen.

24.08.2020
Nicht lange zögern: 112 wählen!  Foto: AdobeStock/Robert Kneschke Nicht lange zögern: 112 wählen! Foto: AdobeStock/Robert Kneschke

Schon seit Beginn der Corona-Krise war klar, wie schwerwiegend sich das Virus auf die Atemwege und die Lunge auswirkt. Im Laufe der Zeit vermehrten sich aber zudem Hinweise, dass Covid-19 auch das Risiko für Schlaganfälle erhöht und diese besonders bei schweren Krankheitsverläufen auslösen kann. Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) hin. „Ein Schlaganfall ist die Folge einer Minderdurchblutung oder einer Blutung im Gehirn. Da bei einer schweren Infektion oft auch das Blutgerinnungssystem beeinflusst wird, könnte durch Covid-19 die Entstehung von Schlaganfällen begünstigt werden“, sagt DSG-Pressesprecher Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz.

Neurologische Symptome

Gestützt wird diese Aussage von Studien und Fallanalysen aus mehreren Ländern. Eine aktuelle Studie aus dem Virus-Epizentrum Wuhan ergab, dass 40 von 88 Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen neurologische Symptome aufwiesen. Fünf von ihnen erlitten einen Schlaganfall. Auch Ärzte aus Straßburg und New York stellten ein vermehrtes Aufkommen von Schlaganfällen bei Covid-19-Patienten fest. Experimente im Tiermodell wiesen zudem den neuralen Infektionsweg von der Nasenschleimhaut über freie Nervenenden bis zum Gehirn nach.
Der dringende Appell der DSG lautet deshalb, die Gefahr eines Schlaganfalls ernst zu nehmen. Das gilt insbesondere für Menschen, die durch Vorerkrankungen wie Diabetes und einen hohen Blutdruck ein ohnehin erhöhtes Schlaganfall-Risiko haben. „Erkrankte sollten sich schnellstmöglich in Behandlung begeben – auch in Zeiten der Corona-Pandemie“, sagt der 1. Vorsitzende der DSG, Prof. Dr. med. Helmuth Steinmetz. Die Sorge vor einer Infektion sei aufgrund der sehr guten Strukturen in Kliniken unbegründet.

Zeitfaktor entscheidend

Die Experten raten deshalb, bei Anzeichen für einen Schlaganfall umgehend notfallmedizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, die 112 zu wählen und sich in eine Klinik zu begeben. Zögern kann, wie bei Schlaganfällen generell gilt, fatale Folgen haben, da Zeit ein entscheidender Faktor ist, um Lebensgefahr und dauerhafte Schädigungen wie Lähmungen, Sprachstörungen und Sprach- sowie Koordinationsstörungen zu vermeiden. Zu den Schlaganfallanzeichen gehören einseitige Lähmung, Gefühls-, Seh- und Sprachstörungen, unsicherer Gang und plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen. Auch eine „transitorische Attacke“ (TIA), bei der eine vorübergehende Lähmung, Sprach- und Sehstörungen auftreten, ist ein Notfall. Sie kann ein Vorbote für einen Schlaganfall sein. (red)