Alters- und Palliativmedizin

Die Heilkraft der Berührung

Zur Pflege gehört auch die Zuwendung. Doch mehr noch als das Wort können hier Berührungen helfen, Kommunikation und Ver-trauen aufrecht zu erhalten.

25.05.2016

Ältere, hilfsbedürftige und nicht selten desorientierte Menschen sind im ganz besonderen Maße auf eine Pflege angewiesen, die über die reine Wasch- und Anziehhilfe hinausgeht. Das Bedürfnis, berührt und geliebt zu werden, ist bei ihnen besonders ausgeprägt. Vor allem dann, wenn sie nur noch eingeschränkt kommunizieren können, vermitteln Berührungen Geborgenheit, Zuneigung, Sicherheit, Nähe, Wärme, Fürsorge und Ermutigung, und sie rufen manchmal auch Momente des Glücks hervor.

Die Biologie des Glücks

Diese positiven Effekte der Zuwendung kann man physiologisch erklären. Durch sanftes Berühren, Streicheln und Massieren sinkt nachweislich die Herzfrequenz, und im Gehirn wird die Produktion antidepressiver Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin angeregt. Berührungen sind also ein Teil der Grundstimulation bei Menschen, die sich schlecht orientieren oder aufgrund ihrer Behinderung kaum in Kontakt mit ihrer Umwelt treten können. Dazu gehören Schlaganfall-Patienten, depressive Menschen, Sterbende, Demenzkranke oder Hochbetagte. Die Kommunikation durch Körperkontakt hilft ihnen, sich selbst und ihre Umgebung besser wahrzunehmen. Diese Art der Stimulation kann auch zu mehr Beweglichkeit beitragen und die Lebensqualität erheblich verbessern. Eine Studie der University of California in Los Angeles (UCLA) belegt, dass der Oxytocin-Spiegel durch eine Massage steigt – ein Hormon, das auch beim Stillen oder beim Sex ausgeschüttet wird und für mehr Ruhe und Vertrauen sorgt.

Berührungen verbinden

Das Vertrauen zwischen Angehörigen und Pflegebedürftigen kann dadurch also zunehmen. Werden Berührungen bewusst und gezielt eingesetzt, etwa beim Waschen oder Eincremen, bekommt man häufig einen Zugang zu den Pflegebedürftigen. Denn Berührungen vermitteln Nähe und Geborgenheit. Negative Gefühle wie Einsamkeit oder Hilflosigkeit, Angst und Einsamkeit können dagegen gelindert werden. Berührung sind damit häufig der einzige Weg der Kommunikation zwischen Schwerstkranken und den Pflegenden.

Mehr Erfolg in der Behandlung

Generell spielen Berührungen wie ein sanftes Streicheln über die Hand, den Arm oder den Rücken in der Pflege und deren Erfolg eine wichtige Rolle. Denn neben der fachkundigen Körperpflege sind es auch die kleinen Momente, die zählen.
Diese positiven Gefühle entlasten auch die Pflegenden selbst. So werden sie durch ein vertrautes Verhältnis zum Pflegebedürftigen emotional entlastet. Das ist vor allem wichtig, wenn es um die Überwindung psychologischer Barrieren, etwa bei der Intimpflege geht. (red)