Alters- und Palliativmedizin

Atemnot am Lebensende lindern

Schwere Herz- und Lungenerkrankungen führen immer wieder zu stark belastender Luftnot. Forschende Palliativmediziner suchen nun nach besseren Medikamenten.

13.07.2019
Niemand sollte am Lebensende unter Luftnot leiden.   Foto: AdobeStock / sclos Niemand sollte am Lebensende unter Luftnot leiden. Foto: AdobeStock / sclos

Ohne Sauerstoff kann niemand leben. Unschwer auszumalen ist es, wenn Menschen buchstäblich die Luft ausgeht. Gleichwohl sind 15 Millionen Europäer von schwerer Atemnot betroffen, nicht nur am Lebensende, aber vor allem dann. Entsprechend schwach und kraftlos fühlen sie sich, abgesehen von der psychischen Belastung, um jeden Atemzug ringen zu müssen und dabei Todesängste auzustehen.

Neues Forschungsprogramm

Dieser Situation will das neue EU-Projekt BETTER-B (BETter TrEatments for Refractory and chronic Brea-thlessness) begegnen. Ziel ist es, die Behandlung der Patienten entscheidend zu verbessern. Am Programm beteiligt ist auch die Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin des Klinikums der Ludwig-Maximilians Universität München (LMU). „Wir wollen die Patienten auch über sinnvolle Therapieangebote aufklären“, sagt Prof. Claudia Bausewein, die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin am LMU. Hier befindet sich auch die erste Atemnotambulanz Deutschlands. In einem ersten Schritt ist dazu unter Federführung der Münchner Mediziner eine Webseite online gegangen. Die Seite wendet sich auch an Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, die Atemnot behandeln.

Hilft ein Antidepressivum?

Patienten mit schwerer Atemnot leiden in der Regel unter einer ernsthaften Lungenerkrankung, zum Beispiel COPD, Lungenfibrose oder Lungenhochdruck. Vor allem die Zahl der Menschen mit COPD hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
Zusammen mit der LMU Klinik für Pneumologie unter Leitung von Prof. Jürgen Behr rekrutiert die Atemnotambulanz außerdem Patienten, um das Medikament Mirtazapin zu testen. Die Arznei wird bislang in der Therapie von Depressionskranken eingesetzt. „Nach ersten Erkenntnissen hat sie aber auch einen positiven Effekt auf schwere Atemnot, auch wenn Patienten nicht depressiv sind“, erklärt Bausewein. Neue medikamentöse Alternativen für die Therapie wären wichtig, weil bislang nur Opioide die Symptome der Atemnot nachweislich lindern.

Nachweise finden

Das Ergebnis aller systematischen Analysen der bisher vorliegenden Studiendaten über Auswirkungen der Atemnot auf die Lebensqualität, die verschiedenen Arten der erlebten Atemnot und über bessere Behandlungen ist beunruhigend: Denn darin heißt es, dass andere Medikamente, wie z. B. die Benzodiazepine (Schlaf- und Beruhigungsmittel) Atemnot-Patienten nicht helfen. Trotzdem würden sie aber immer noch zu häufig verordnet, so Bausewein.
Auch für viele weitere Therapiemaßnahmen – von Atemübungen bis Yoga – fehle der wissenschaftliche Wirknachweis.
All das soll mit dem Projekt BETTER-B auf den Prüfstand. Am Ende des Programms nach vier Jahren „wollen wir eine neue europäische Stellungnahme für Spezialisten der Lungen- und Palliativmedizin zum Thema Atemnotmanagement abgeben und so breit wie möglich bekannt machen“, erklärt die Medizinerin. (red)