Allgemeine Medizin

Schnarchen stört Liebe und Gesundheit

Immer mehr Paare schlafen in getrennten Zimmern, weil einer schnarcht. Doch darunter leidet nicht nur die Beziehung.

26.08.2019

Wenn die Liebe noch frisch ist, sind Paare meist unzertrennlich. Auch sehen sie über die Schwächen des anderen gerne hinweg. Mit zunehmenden Lebensjahren gelingt das jedoch immer schwerer. In dem Maße, wie die Wahrscheinlichkeit zu schnarchen zunimmt, scheint die Toleranz gegenüber den nächtlichen Störfeuern abzunehmen. Kein Wunder, ähnelt das Schnarchgeräusch mit seinen bis zu 85 Dezibel dem Sound einer Hauptverkehrsstraße.

Schlechte Schlafqualität

In einer aktuellen forsa-Umfrage, die von der Initiative „Deutschland schläft gesund" in Auftrag gegeben wurde, beantworteten insgesamt 1012 Menschen mit Lebensgefährten/-in drei Fragen: Schnarcht ihr Partner/ihre Partnerin? Wie stark stört es ihren Schlaf, wenn ihr Partner/ihre Partnerin schnarcht? Was tun Sie, wenn ihr Partner/ihre Partnerin schnarcht? Was haben Sie dagegen bereits unternommen? Das Ergebnis: 74 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer gaben an, dass ihr Partner oder ihre Partnerin schnarcht. Rund 60 Prozent der Betroffenen fühlen sich dadurch in ihrer Nachtruhe gestört. „Schnarchen ist eine Doppelbelastung", bestätigt Prof. Dr. Helmut Teschler, Vorsitzender der Initiative „Deutschland schläft gesund" (DSG). „Sowohl der Schnarchende als auch die Partnerin oder der Partner sind betroffen."

Gefährliche Atemaussetzer

Obwohl viele Menschen davon betroffen sind, dringen die wenigsten auf ärztliche Unterstützung. Lediglich fünf Prozent haben ihre Partnerin oder ihren Partner darum gebeten. Dabei könne regelmäßiges Schnarchen ein Zeichen für schwerwiegendere Krankheiten sein, warnt Teschler: „Erholsamer Schlaf muss, neben Ernährung und Bewegung, zu einem wichtigen Pfeiler der Gesundheitsprävention werden (…).
Bei vielen Schnarchenden kommt es zusätzlich zu Atempausen, die länger als zehn Sekunden dauern und mit Schlafunterbrechungen einhergehen können. Dann spricht man von Schlafapnoe und das muss unbedingt ärztlich behandelt werden."

Fatale Nebeneffekte

Denn die Atemaussetzer bedrohen nicht nur die Lebensqualität, sondern können der Gesundheit massiv schaden. Vor allem das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Aber auch Diabetes, Depressionen, Lungenerkrankungen, wie chronische Bronchitis, COPD, asthmatische Beschwerden oder chronischer Husten, können die Folge sein.
Im Schlaflabor findet man heraus, ob eine Schlafapnoe vorliegt oder nicht. Falls ja, bekommen die Patienten eine Atemmaske verordnet. Sie ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber effektiv. Sie erzeugt einen leichten Überdruck und hält damit die Atemwege frei.
Bei den meisten Patienten verbessert sich damit der Schlaf, nur bei einigen kommt es weiterhin zu den nächtlichen Atemaussetzern.

Zungenschrittmacher kann helfen

Diesen Patienten kann ein Zungenschrittmacher helfen. Dabei handelt es sich um eine Therapiemethode, die seit fünf Jahren in einigen Universitätskliniken angewendet wird. Dabei bekommen die Patienten in einer etwa zweistündigen Operation im Brustbereich einen kleinen Schrittmacher unter die Haut implantiert. Die Chirurgen verbinden diesen über ein Kabel mit dem sogenannten Nervus hypoglossus, der die Bewegungen der Zunge kontrolliert. „Nach einer Eingewöhnungsphase ist die Behandlung für den Patienten einfach“, erklärt Privatdozent Dr. Armin Steffen vom Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. „Die Patienten schalten den Zungenschrittmacher abends vor dem Schlafengehen ein und morgens wieder aus.“ Ob man dafür infrage kommt, wird vorher per Schlafendoskopie festgestellt.

Schutz vor Diabetes?

Der HNO-Experte hat jetzt die Auswirkungen des Zungenschrittmachers auf den Zuckerstoffwechsel untersucht. Auf der Pressekonferenz anlässlich der 90. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC) Ende Mai in Berlin berichtete er über die Studienergebnisse. Diese deuteten darauf hin, dass der Zungenschrittmacher vor einem Typ-2-Diabetes schützen könne. „Viele Menschen mit Schlafapnoe haben einen Typ-2-Diabetes“, berichtet Dr. Steffen, seien übergewichtig oder fettleibig. Der Grund: Die ständige Störung der Nachtruhe lässt die Stresshormone im Blut ansteigen. Dies erhöht den Blutzucker.
Dr. Steffen hofft, dass der Zungenschrittmacher den Patienten langfristig helfen kann, ihre Gewichtsprobleme in den Griff zu bekommen. Denn schließlich gilt Übergewicht als eine der wichtigsten für die gefährliche Schlafstörung. (red)