Allgemeine Medizin

Krebs heilen trotz Metastasen

Krebs kann man heilen oder auch nicht. Hatten sich bereits Metastasen gebildet, standen die Chancen für eine erfolgreiche Therapie bislang schlecht. Ein neues Bestrahlungsverfahren gibt nun neue Hoffnung.

10.10.2016

Die Diagnose Krebs ist für die meisten Betroffenen ein Schock. Doch früh erkannt, kann man viele dieser bösartigen Tumoren heute besser heilen als früher. Kommt der Krebs nach fünf Jahren nicht wieder, gilt man laut Definition als geheilt. Erkennt man den Tumor erst später, kann es sein, dass einige Zellen bereits über die Blutbahn in andere Organe gelangt sind. Diese Tochtergeschwülste (Metastasen) sind besonders gefährlich. Eine neuartige Strahlentherapie, die sogenannte stereotaktische Bestrahlung (Stereotaxie), kann diese Metastasen gezielt zerstören. Dafür kann man auch sehr hohe Strahlendosen verwenden, da man diese punktgenau auf den Tumor richtet und so das umliegende, gesunde Gewebe verschont. Die Methode wird individuell am Patienten ausgerichtet und häufig mit modernen bildgebenden Verfahren kombiniert. Möglich ist diese Therapie allerdings nur bei bestimmten Patienten, die nur an wenigen Stellen im Körper Metastasen haben – „Oligometastasierung“ (von griechisch oligo – wenig) genannt.

Punktgenau und individuell

Im Bestrahlungsplan legen die Radioonkologen millimetergenau fest, welche Bereiche behandelt werden sollen. Die Therapiegeräte fokussieren die Strahlen von mehreren Seiten auf den Tumor, das umgebende Gewebe wird ausgespart. Dort ist die Dosis sehr viel geringer. Dadurch sinkt zum Beispiel bei der Bestrahlung von Hirnmetastasen das Risiko auf neurokognitive Einschränkungen enorm. Experten vergleichen die Hochpräzisionsstrahlentherapie mit einer chirurgischen Behandlung, etwa bei kleinen Metastasen in der Lunge. Bei anderen Erkrankungen, wie etwa einem Prostatakarzinom mit wenigen Knochenmetastasen, kann die Stereotaxie die Krankheit zurückdrängen und eine Hormontherapie hinauszögern. Insgesamt kann die Strahlentherapie unabhängig von der zugrunde liegenden Tumorerkrankung eingesetzt werden, zum Beispiel auch bei Brustkrebs.

Einsatz nur bei Erfolgsaussicht

Voraussetzung für den Einsatz der stereotaktischen Bestrahlung sind präzise Informationen über die Größe und Ausbreitung der Metastasen. Erst wenn diese belegen, dass die Strahlentherapie eine Erfolgschance hat, wird die Behandlung durchgeführt. Professor Dr. med. Frederik Wenz, Tagungspräsident der 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) in Mannheim sieht in der stereotaktischen Bestrahlung besonders die Vorteile für die Patienten: „Mit der stereotaktischen Strahlentherapie behandeln wir nicht nur effektiv, sondern nebenwirkungsarm. Und wir erhöhen die Heilungschancen, auch wenn der Krebs gestreut hat.“ (red)