Allgemeine Medizin

Forscher wollen Diabetes verhindern

Typ-2-Diabetes ist eine Volkskrankheit, bei der auch Genmutationen eine wichtige Rolle spielen. Für eine bessere Prävention und Therapie ist es wichtig, die Zusammenhänge genau zu verstehen.

09.03.2020
Geheimnisvolle Gene.	Foto: AdobeStock/vladimircaribb Geheimnisvolle Gene. Foto: AdobeStock/vladimircaribb

Diabetes ist eine komplexe Erkrankung, die durch ein vielschichtiges Zusammenspiel von Genen, Lebensstil und Umweltfaktoren entsteht. Mittlerweile sind über 80 Genorte bekannt, die mit der Entstehung von Typ-2-Diabetes in Verbindung stehen. Die Genveränderungen beeinflussen zum Beispiel die Insulinproduktion, die Energieaufnahme und den Insulinabbau, aber auch die Körperfettmasse.

Genmutationen erhöhen Krankheitsrisiko

Nach Angaben des Diabetes Informationsdienstes des HelmholtzZentrums München beeinträchtigen die Mutationen des TCF7L2-Gens, des TSPAN8/LGR5- und des JAZF1-Gens zum Beispiel die Insulinsekretion, während das FTO-Gen mit erhöhter Energieaufnahme und Adipositas (Fettleibigkeit) in Verbindung gebracht wird.
Wie sich die Kombination von Veränderungen im FTO-Gen und im Gen des für die Steuerung des Appetits wichtigen Dopamin-Rezeptors D2 auf die Erkrankungswahrscheinlichkeit auswirkt, untersuchten Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung. Gemeinsam mit Kollegen aus den USA und aus Schweden konnten sie zeigen, dass bei Menschen mit Mutationen in beiden Genen das Risiko, einen Diabetes zu entwickeln, erhöht ist.

Prävention und Therapie individualisieren

Wenn es gelingt, Menschen mit einem genetisch bedingt höheren Diabetesrisiko zu identifizieren, kann man Präventionsmaßnahmen individuell planen und umsetzen und so den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder wenigstens hinauszögern. Auch könnte man einen Prädiabetes früher erkennen, der meist lange unentdeckt bleibt und entsprechend nicht behandelt wird. Aber auch für die spätere Therapie ist das Wissen um den Gentypen wichtig. Denn bestimmte Genvarianten beeinflussen auch die Wirksamkeit medikamentöser Behandlungen.
Mit dem Wissen um diese Zusammenhänge könnte man die Therapien auf die individuellen Genvarianten der Patienten abstimmen und so ihren Effekt erhöhen – eine personalisierte Medizin also.

Folgeschäden - eine Frage des Typs

Beides, die Früherkennung und die richtige Therapie, hat nicht zuletzt Einfluss auf die Entstehung von Folgeerkrankungen des Diabetes. Dazu gehören weitreichende Nerven- und Gefäßschäden und ein dadurch erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber auch Schäden an Nieren, Füßen und Augen drohen. Ob man hierfür ein höheres Risiko trägt, ist auch eine Frage des „Phänotyps“, also des Zusammenspiels von Erbanlagen und Umwelteinflüssen. (bibi)