Sport, Knochen und Gelenke

Zunehmen trotz Sport und Bewegung

Wer abnehmen will, sollte sich bewegen und Sport treiben. So lautet jedenfalls die langläufige Meinung. Doch diese Gleichung geht nicht immer uneingeschränkt auf.

12.07.2021
Körperliche Bewegung ist wichtig, um abzunehmen. Doch dabei sollte man die Ernährung nicht außer Acht lassen.	 Foto: AdobeStock/SolisImages Körperliche Bewegung ist wichtig, um abzunehmen. Doch dabei sollte man die Ernährung nicht außer Acht lassen. Foto: AdobeStock/SolisImages

Laut einer Statistik der Deutschen Adipositas Gesellschaft sind in Deutschland rund zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen übergewichtig. Zudem wollen mehr als sieben Millionen Menschen in Deutschland an Gewicht verlieren. Um das zu erreichen, ist körperliche Bewegung ein probates Mittel. Doch die Rechnung Sport gleich Gewichtsabnahme geht nicht in jedem Fall auf. Manchmal kann sogar das Gegenteil der Fall sein.

Ein internationales Forschungsteam der TU München und der University of Nebraska ist in einer in diesem Jahr veröffentlichten Studie erstmals der Fragestellung nachgegangen, welchen Einfluss Sport auf das unmittelbare Essverhalten hat und wie es dadurch trotz Bewegung zur Gewichtszunahme kommen kann.
An der Studie nahmen 41 gesunde Teilnehmer (23 Frauen, 18 Männer) im Alter zwischen 19 und 29 Jahren mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index von 23,7 teil. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip beim ersten Besuch entweder einem 45-minütigem Training oder einer gleich langen Ruhephase zugeteilt und absolvierten beim zweiten Besuch die jeweils andere Studienbedingung.

Die Trainingsgruppe beantwortete dabei vor der körperlichen Aktivität einen elektronischen Fragebogen über ihre subjektive Einschätzung zu Hunger und Sättigung, zu bevorzugter Nahrungsmenge zum Verzehr und zur Wahl zwischen Lebensmitteln, die sich im Zeitpunkt des Verzehrs unterscheiden.
Nach der Beantwortung führten die Teilnehmenden 45 Minuten aerobes Training auf einem Fahrradergometer aus. Direkt im Anschluss füllten sie den elektronischen Fragebogen ein zweites Mal und nach 30 Minuten Pause dann noch ein drittes Mal aus. Die Vorgehensweise hinsichtlich der Gruppe ohne Training war identisch, anstatt 45 Minuten körperlicher Aktivität hatten sie jedoch eine Ruhepause.

Zu viel essen nach dem Sport

Im Vergleich zum Ruhen sorgte Bewegung zu einem größeren Anstieg der gewählten Nahrungsmenge, sowohl unmittelbar nach dem Training als auch 30 Minuten danach. Die körperliche Aktivität führte außerdem zu einem höheren Anstieg der Präferenz für den sofortigen Verzehr von Nahrungsmitteln sowohl unmittelbar nach dem Training als auch 30 Minuten danach.
„Im Sportkontext haben wir das Phänomen, dass Menschen nach körperlicher Bewegung zu viel essen“, sagt Prof. Dr. Karsten Köhler, einer der Initiatoren der Studie. „Man will sich und den Körper dafür belohnen, dass man aktiv war. Wir wollten deshalb anhand eines hypothetischen Experiments herausfinden, warum Menschen nach dem Sport mehr essen im Vergleich dazu, wenn sie keinen Sport treiben.

Da die Gewichtsabnahme für viele ein Hauptmotiv für das Sporttreiben ist und ein Nichterreichen der gewünschten Gewichtsabnahme den Ausstieg aus dem Sport wahrscheinlich macht, könnte es eine gute Strategie sein, sich schon vor dem Training zu überlegen, was man nachher essen möchte.“ Wie nachhaltig diese und weitere Strategien sind, wollen die Forscher nun in weiteren Studien herausfinden. (red)