Sport, Knochen und Gelenke

Ultraschall statt Röntgen bei Brüchen

Wenn der Verdacht auf einen Knochenbruch vorliegt, kommt in der Regel zunächst das Röntgenverfahren zum Einsatz. Oft kann jedoch die gesundheitsschonendere Ultraschalldiagnostik präzisere Untersuchungsergebnisse liefern. Darauf machen Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) aufmerksam.

12.07.2021
Besonders bei Kindern kann der Einsatz von Ultraschall bei Knochenbrüchen sinnvoll sein.	 Foto: AdobeStock/endostock Besonders bei Kindern kann der Einsatz von Ultraschall bei Knochenbrüchen sinnvoll sein. Foto: AdobeStock/endostock

Vor allem Kindern könnte die Sonografie bei Knochenbrüchen – die Fraktursonografie – zu Gute kommen, da sie fünf- bis zehnmal empfindlicher auf Strahlenbelastung reagieren als Erwachsene. So hätten Erkenntnisse einer neuen Multicenterstudie gezeigt, dass der Einsatz von Ultraschall in Deutschland pro Jahr allein bei kindlichen Handgelenksbrüchen in vielen Fällen die Röntgenaufnahmen vermeiden könnte.

Die Fraktursonografie eignet sich besonders gut, um den häufigsten Knochenbruch des Kindesalters, den Handgelenksbruch, zu diagnostizieren. „Auch wenn die Strahlenbelastung einer einzelnen Röntgenaufnahme sehr gering ist, so kann durch die hohe Zahl an Untersuchungen, die auch mittels Ultraschall durchgeführt werden könnten, eine signifikante Reduktion der Strahlenbelastung im Kindesalter erreicht werden“, sagt DEGUM-Experte PD Dr. med. Ole Ackermann, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Duisburg.

Laut Erkenntnissen der aktuellen internationalen Multicenterstudie mit 498 kleinen Patienten, ließen sich durch die konsequente Anwendung der Fraktursonografie 81 Prozent der potenziell schädlichen Röntgenuntersuchungen bei kindlichen Handgelenksbrüchen vermeiden.

Die Ultraschalldiagnostik bietet den Behandelnden aber noch weitere Vorteile. „Da die Untersuchungsebene des Knochens frei gewählt werden kann, ermöglicht die Fraktursonografie eine besonders präzise Beurteilung einer Achsabweichung nach einem Knochenbruch“, sagt Ackermann. Die Entscheidung für oder gegen ein operatives Vorgehen hänge nämlich vor allem von dem Ausmaß der Abweichung ab, die mittels Ultraschalldiagnostik exakt bestimmt werden könne.
Eine Röntgenuntersuchung liefere dagegen keine vergleichbare Bildgebung. „Während bei der Röntgenuntersuchung nur zwei zueinander liegende, rechtwinklige Ebenen aufgenommen werden, kann die Ultraschalldiagnostik beliebig viele Ebenen darstellen. Damit ist eine genauere Messung der Achsabweichung möglich.“ Ein weiterer Vorteil des Ultraschallverfahrens bei Knochenbrüchen ist, dass dieses auch deutlich schmerzärmer ist.

Allerdings weist der Facharzt auch auf mögliche Nachteile hin: „Das Verfahren ist nicht bei jedem Knochenbruch anwendbar und beispielsweise bei Brüchen mit Beteiligung der Gelenkflächen nicht sicher genug.“ Und zuletzt sind spezifische Erkrankungen wie etwa Knocheninfektionen oder Knochentumore mit der Sonografie nicht erkennbar. „Die Röntgendarstellung wird daher in vielen Fällen unverzichtbar bleiben.“ (red)