Sport, Knochen und Gelenke

Riskante Fluorchinolon-Antibiotika

Bei einer Blutvergiftung, Organversagen oder einer Lungenentzündung sind sie die Retter in der Not. Doch es gibt Vertreter dieser Arzneigruppe, vor denen sogar Pharmafirmen warnen.

15.11.2019
Antibiotika retten täglich Menschenleben. Aber ihr sorglosser Gebrauch schadet.    Foto: AdobeStock/liga258 Antibiotika retten täglich Menschenleben. Aber ihr sorglosser Gebrauch schadet. Foto: AdobeStock/liga258

Sie sollen krankmachende Keime stoppen und gefährliche Entzündungen bekämpfen. Doch immer wieder geraten auch Negativmeldungen über Antibiotika in die Schlagzeilen. Nicht zu Unrecht. Denn der sorglose und häufige Gebrauch der mitunter lebensrettenden Medikamente kann langfristig riskant sein.

Irreparable Schäden

Erst Ende April 2019 gab die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) eine entsprechende Warnung raus. Demnach hatten Pharmakonzerne in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) über die Risiken bei Anwendung von Fluorchinolon-haltigen Antibiotika informiert. Dazu zählen folgende in Deutschland zugelassen Fluorchinolone: Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin. Diese hätten teils lang anhaltende und möglicherweise irreversiblen Nebenwirkungen, die vor allem den Bewegungsapparat und das Nervensystem betreffen. Dazu zählen z. B. Kribbeln im Gesicht und in den Händen, Taubheitserscheinungen, Schmerzen und Risse im Bereich der Sehnen, Muskelschmerzen, Angstzustände und Panikattacken sowie Leberschäden.
Die Nebenwirkungen können selbst nach dem Absetzen des Medikaments monatelang oder auf Dauer bleiben. Neue Studien zeigen, dass Betroffene nach der Einnahme von Fluorchinolonen ein erhöhtes Risiko haben, ein Aortenaneurysma zu erleiden – eine Aussackung der Hauptschlagader.

Vorsicht ist geboten

Laut KBV wird in einem Rote-Hand-Buch der Pharmakonzerne geraten, die betreffenden Antibiotika nur noch in Ausnahmefällen zu verschreiben und jeweils das Risiko-Nutzen-Verhältnis zu prüfen. Nicht angewendet werden sollten die Fluorchinolon-haltigen Antibiotika u. a. zur Behandlung von nichtbakteriellen und sich selbst begrenzenden Infektionen wie bei akuter Bronchitis und Tonsillitis (Mandelentzündung). Zudem wird bei leichten bis mittelschweren Infektionen von der Anwendung abgeraten – es sei denn, andere Antibiotika werden als ungeeignet erachtet.
Vorsicht ist auch bei Älteren und Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion geboten. Ebenso sollte man die gleichzeitige Behandlung mit Cortison vermeiden. (red)