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Rheuma: Opioid-Konsum steigt

Natürliche Schmerzmittel sind bei chronischen Schmerzen ein Segen. Aber manche führen bei längerer Einnahme in die Abhängigkeit.

06.09.2020
Foto: AdobeStock/Miroslav Beneda Foto: AdobeStock/Miroslav Beneda

Menschen mit einer Osteoarthritis – eine Form des Rheumas – brauchen oft starke Schmerzmittel, um mit dieser Erkrankung leben zu können. Fentanyl, Tramadol oder Tilidin aber enthalten Opioide mit hohem Suchtpotenzial. Neue Untersuchungen zeigen, dass immer mehr Menschen in Europa Opioide gegen ihre Rheumaschmerzen einnehmen. In den Jahren 2007 bis 2016 stieg ihre Zahl von 15 auf 25 Prozent.

Zeitlich begrenzte Einnahme

Laut Leitlinien können sie unter anderem bei chronischen Osteoarthritis-(Arthrose-)schmerzen für eine vier- bis zwölfwöchige Therapie verordnet werden. „Für diese Indikation gibt es eine ausreichende wissenschaftliche Datengrundlage zur Wirksamkeit und Sicherheit“, bestätigt Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Ärztlicher Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim. Doch dann sollte man die Einnahme beenden. Denn die Schmerzhemmer haben starke Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, chronische Verstopfung, aber auch Schwindel und Müdigkeit. Ihre größte Gefahr liegt jedoch in ihren zentralnervösen, mal stimmungsaufhellenden, mal „egalisierenden“ Wirkungen. „Dies macht ihr starkes Suchtpotenzial aus: Für die meisten Patienten ist der psychische Entzug deshalb am schwersten“, so Müller-Ladner, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh).

Suchtpotenzial steigt

Ein besonderes Risiko für eine Gewöhnung/Abhängigkeit an Opioiden haben laut der Katalonien-Studie Frauen, Ältere und sozial Benachteiligte. Darüber hinaus zeigt eine andere aktuelle Studie aus Island, dass Opioide auch nach Behebung der Schmerzursachen häufig nicht abgesetzt werden, sondern ihr Verbrauch eher noch steigt. Experten fordern deshalb dringend Vorkehrungen für eine sichere Verschreibung dieser Medikamente. (red)