Sport, Knochen und Gelenke

Nicht nur Gelenkschmerzen behandeln

Die Entzündung ist weg, doch die Schmerzen sind noch da. Nicht wenige Rheuma-Patienten werden damit allein gelassen. Woran das liegt und was man dagegen tun kann.

03.04.2021
Für mehr Lebensfreude im Alter.  Foto: AdobeStock/WavebreakMediaMicro Für mehr Lebensfreude im Alter. Foto: AdobeStock/WavebreakMediaMicro

Schmerzen bei rheumatoider Arthritis (RA), auch als Gelenkrheuma bekannt, wurden lange Zeit ausschließlich auf eine Entzündung der Gelenkhaut (Synovitis) zurückgeführt. Sie ist für die typisch auftretende Rötung, Schwellung und Erwärmung der Gelenke verantwortlich. Für die Betroffenen ist diese Entzündung daher sehr schmerzhaft. Auch kann sie auf Dauer die Gelenke zerstören. „Eine frühzeitige Behandlung der Synovitis kann die Patienten vor dauerhaften Gelenkschäden bewahren, und mit modernen Medikamenten gelingt dies heute auch in den meisten Fällen“, sagt Professor Dr. med. Christoph Baerwald, Leiter des Bereichs Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig.

Schmerzursachen ergründen

Doch nicht bei allen Rheumapatienten verschwinden mit der Entzündung auch die Schmerzen. Laut einer schwedischen Studie klagten nach einem Jahr noch 32 Prozent der Patienten über inakzeptable Schmerzen, obwohl sie im Stadium einer frühen RA mit wirksamen Medikamenten behandelt wurden.
Bei zwei Dritteln dieser Patienten hatten die Medikamente die Entzündungsreaktionen im Körper weitgehend gestoppt. „Die inakzeptablen Schmerzen ein Jahr nach der RA-Diagnose hängen also nicht mit der aktuellen Krankheitsaktivität zusammen“, erläutert Baerwald.
Die Studie liefert Hinweise, dass vor allem Patienten, die zu Beginn der Erkrankung unter einer stärkeren Einschränkung im Alltag litten, öfter anhaltende Schmerzen hatten. Auch Frauen waren 2,5 Mal häufiger betroffen als Männer.
„Der Zusammenhang zwischen weiblichem Geschlecht und anhaltenden inakzeptablen Schmerzen könnte auf Geschlechtsunterschiede in der Schwere der Erkrankung oder in der Neigung zu chronischen Schmerzen hinweisen“, fasst Baerwald die Studienergebnisse zusammen. „Möglicherweise kommt es infolge der starken Entzündung zu Beginn der Erkrankung zu einer Sensibilisierung der Nerven, die dann auf leichtere Reize hin weiter mit Schmerzen reagieren.“

Überreaktion der Nerven?

Der Rheumatologe fordert, die Patienten mit solchen Nicht-Gelenkschmerzen ernst zu nehmen und konsequent zu behandeln. Mehr Rheumamedikamente bei geringer Krankheitsaktivität zu verordnen, trage weder zur Schmerzlinderung noch zum Erhalt der Gelenke bei.
Zum Einsatz können dann Medikamente wie etwa Koanalgetika oder Antidepressiva kommen. Die alleinige Betrachtung der Gelenke greife zu kurz. Bei der Behandlung sollte man deshalb alle Symptome am ganzen Körper berücksichtigen. (red)