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Knorpel im Knie defekt: Wann hilft eine Transplantation?


04.11.2020
Foto: R. BERG

Prof. Dr. med. Jens Dargel
Chefarzt Orthopädie
Zentrum für Orthopädie, Wirbelsäule und Unfallchirurgie
Klinik für Orthopädie
St. Josefs-Hospital Wiesbaden



Der Gelenkknorpel spielt beim Funktionserhalt des Gelenkes und dessen Beweglichkeit eine essenzielle Rolle. Biomechanische Fehlbelastungen zum Beispiel bei O- oder X-Beinen, unfallbedingte Verletzungen des Gelenkes sowie genetische Ursachen oder entzündliche Prozesse gehören zu den häufigsten Ursachen einer Schädigung des Gelenkknorpels. Verschleißt dieser, lässt er sich unter bestimmten Bedingungen neu aufbauen. Voraussetzung ist immer, dass es sich um einen begrenzten, klar umrissenen Knorpelschaden handelt und der Umgebungsknorpel gesund ist.
Knorpel funktioniert wie ein Stoßdämpfer zwischen den knöchernen Anteilen eines Gelenkes. Ist die Knorpelschicht verletzt, rau oder abgenutzt, reiben die Gelenkflächen ohne schützenden Puffer aufeinander. Jede Bewegung löst dann Schmerzen aus. Unbehandelt wird der Knorpeldefekt immer größer. Um einen Knorpelschaden zu behandeln oder seine Ausdehnung zu verhindern, kommen neben konservativen Maßnahmen wie Gewichtsreduktion, Einlagen- oder Orthesenversorgung auch operative Therapiemethoden zum Einsatz. Bei der Knochen-Knorpel-Transplantation werden die defekten Bereiche im Knie ausgestanzt und durch etwa gleich große Knochen-Knorpel-Zylinder ersetzt, die aus einem unbelasteten Bereich des Kniegelenkes entnommen werden. Liegt ein größerer oberflächlicher Knorpelschaden bei jüngeren Patienten vor, kann eine Knorpelzelltransplantation erfolgen. Hierbei wird dem Patienten bei einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) eine kleine Menge gesunden Knorpels entnommen. Ein Speziallabor isoliert und vermehrt die für die Knorpelbildung entscheidenden Zellen. Diesen vermehrten Knorpelzellen werden kleine Kügelchen angeheftet (Chondrosphären). Das Knorpeltransplantat wird nach sechs bis acht Wochen in einer Zweitoperation in den Knorpeldefekt eingebracht, d. h. der Patient wird mit seinen eigenen Zellen behandelt. Dieses Verfahren wird Autologe Chondrozytentransplantation (ACT) genannt.
In der Folgezeit wird ein Regeneratknorpel gebildet, der den Defekt dauerhaft schließen und wieder für einen weitgehend normalen Knorpelüberzug sorgen soll.
Die Knorpelzelltransplantation wird nur von wenigen spezialisierten Zentren in Deutschland angeboten. Die Resultate dieser sehr aufwendigen und teuren Behandlungsmethode sind sehr vielversprechend.
Die Technik der Mikrofrakturierung kommt bei kleinen, aber fortgeschrittenen Knorpelschäden zum Einsatz. Hierbei wird über das Setzen von kleinen Löchern in den Knochen ermöglicht, dass Knochenmarkstammzellen an der Oberfläche anheften und einen Ersatzknorpel bilden.