Sport, Knochen und Gelenke

Karpaltunnel-Syndrom trifft viele Frauen

Frauen sind mehrfach im Leben von Hormonschwankungen betroffen. Dadurch kann sich der Druck auf den schmalen Nervenkanal im Handgelenk erhöhen. Warum Abwarten später große Probleme bereiten kann.

26.02.2021

Schmerzen, Gefühlsstörungen und sogar Lähmungen im Umfeld des Daumens, Zeige- und Mittelfingers – schätzungsweise sechs Millionen Menschen leiden unter einem Karpaltunnel-Syndrom. „Auslöser ist ein eingeklemmter Nerv im Handgelenk, der Kugelschreiberminen-dicke Medianusnerv“, erklärt Dr. Thomas Schneider, leitender Orthopäde der Gelenkklinik Gundelfingen. „Im Bereich der Handwurzelknochen verläuft er in einer Art Rinne, dem engen Karpaltunnel.“
Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Grund dafür sind hormonelle Umstellungen: „Erhöht sich der Druck auf den Nerv, z. B. durch vermehrte Flüssigkeitseinlagerung bei Hormonveränderungen in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, so kann es zu Ausfallerscheinungen dieses Nervs und Bewegungseinschränkungen an der Handinnenseite kommen“, berichtet der Experte. Häufig führen auch Verletzungen oder Brüche im Handgelenk, Rheuma, Diabetes, Gewichtszunahme oder schwere körperliche Arbeit zum Karpaltunnel-Syndrom.
Verschwinden die Beschwerden nicht nach drei Tagen, sollte der Facharzt konsultiert werden. „Anhand einer Nervenleitungsmessung erkennt der Orthopäde oder Neurologe, ob eventuell die Impulsübertragung verzögert ist“, erläutert Dr. Schneider. Aufschluss gibt meist aber schon ein kurzer (Selbst-) Test: „Schmerzt es, wenn man innen aufs Handgelenk (den Karpaltunnel) drückt, so ist das ein sicheres Anzeichen für eine Erkrankung“, weiß der Experte. In diesem Fall ist eine Behandlung unerlässlich – obwohl die Beschwerden in der Regel zunächst nur gering sind.
Doch unbehandelt kann es Jahre später zum Muskelschwund im Daumenballen kommen. „Man kann nicht mehr richtig zugreifen, hat Probleme beim Schreiben. Das Feingefühl von Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger nimmt ab.“ (red)