Sport, Knochen und Gelenke

Infiltrationstherapie beim Bandscheibenvorfall

Eine PRT-Therapie kann Schmerzen und Entzündungen lindern und auch langfristig helfen. Die Medikamente gelangen genau dorthin, wo sie wirken sollen.

26.05.2020
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Vor einem Bandscheibenvorfall ist niemand gefeit. Selbst sportlich aktive Menschen können von einem solchen „Prolaps“ betroffen sein. Die Schmerzen sind teils so stark, dass man mit den üblichen Schmerztabletten, Fango-Packungen oder Krankengymnastik nur wenig ausrichten kann.
Im Akutfall setzen Ärzte deshalb oftmals eine punktgenaue Spritzenbehandlungen ein. „Mit einer periradikulären Therapie, kurz PRT, bringen wir nach Bedarf schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente gezielt in den Entstehungsort ein“, erklärt Dr. Carsten Vogel, Radiologe bei radprax Wuppertal.
Diese Infiltrationstherapie führt häufig zu einer raschen Beschwerdelinderung und stößt zeitgleich den Selbstheilungsprozess an.

Genaue Diagnose

Bei einem Prolaps reißt der Faserknorpelring der Bandscheibe. Der darin befindliche Kern quetscht an dieser Stelle die Nerven des Rückenmarks.
Typisch ist, dass diese Schmerzen bei Belastung größer werden. Zugleich verhärtet sich die stützende Muskulatur in dem betroffenen Bereich reflexartig und fühlt sich steif an. Kribbeln in Fingern und Beinen oder gar Taubheitsgefühle lassen jeden Experten aufhorchen. „Diese Missempfindungen, auch Parästhesien genannt, deuten auf eine Irritation-Kompression der Nerven hin und müssen diagnostisch abgeklärt werden“, betont Dr. Vogel.
Neben einem ausführlichen Anamnesegespräch lassen sich in der Magnetresonanztomographie, abgekürzt MRT, insbesondere Weichteile der Wirbelsäule und Bandscheiben sehr gut darstellen. Mediziner können einen Bandscheibenvorfall damit sicher diagnostizieren.

Schmerzmittel gezielt einsetzen

Bei der periradikulären Schmerztherapie injizieren Ärzte unter Kontrolle eines Computertomografen eine Medikamenten-Kombination aus einem Lokalanästhetikum und einem Kortikoid millimetergenau in die schmerzende Stelle an der Nervenwurzel. „Dadurch bilden sich sowohl der Schmerz als auch der Reizzustand zurück“, weiß der Radiologe. Vorteil dieser Methode gegenüber einer gewöhnlichen Schmerzmitteltherapie: Es reichen geringere Mengen als bei Tabletten. Die gespritzten Medikamente wirken schneller und exakter an Ort und Stelle.

Ödem schwillt ab

Nach weiteren Injektionen lässt sich häufig eine längerfristige Beschwerdefreiheit erreichen. Denn der Medikamentenmix lässt den betroffenen Bereich abschwellen. Die Irritation der Nervenwurzel kann sich zurückbilden. Gleichzeitig lösen sich bestehende muskuläre Spannungen und Patienten nehmen wieder eine physiologisch korrekte Haltung ein – eine wichtige Voraussetzung, um den Heilprozess der Bandscheibe zu fördern.
Doch allein damit ist es häufig nicht getan: „Mit Physiotherapie und Sport müssen Patienten langfristig wieder die Bauch- und Rückenmuskulatur trainieren, um weiteren Rückenproblemen vorzubeugen“, so Dr. Vogel. (red)