Sport, Knochen und Gelenke

Hüft-Probleme frühzeitig angehen

Vor allem für ältere Menschen kann die Hüfte zum Problemgelenk werden. Dagegen lässt sich jedoch etwas tun. Betroffene sollten deshalb nicht zu lange zögern und so früh wie möglich handeln.

17.11.2021

Laut Statistischem Bundesamt gewinnen Neugeborene in Deutschland jedes Jahrzehnt rund 2,5 Jahre an Lebenszeit dazu. Das bedeutet, dass jede Generation in etwa 7,5 Jahre länger lebt als die vorherige. Zusammen mit einer verlängerten Lebenszeit steigt auch die -qualität in vielen Fällen immer weiter an. Gründe dafür sind aber nicht nur im zunehmenden Wohlstand der Gesellschaft zu finden, sondern auch im medizinischen Fortschritt. Schließlich steigt auch der Anspruch der Menschen, selbst im hohen Alter noch mobil und fit zu sein.
Jedoch treten mit der Zeit typischerweise Verschleißerscheinungen an Gelenken auf, vermehrt an besonders beanspruchten wie der Hüfte. „Dank neuester Entwicklungen bieten Endoprothesen den Patienten hier aber gute Chancen, lange Zeit kraftvoll und dynamisch durchs Leben zu gehen“, erklärt Dr. Wolfgang Cordier, Chefarzt der Klinik für Endoprothetik, rekonstruktive Hüft- und Kniegelenkchirurgie und Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung am Krankenhaus St. Josef, Klinikverbund St. Antonius und St. Josef GmbH.
Symptome nicht verharmlosen

Zu den häufigsten Gründen für eine Hüftprothese zählt die sogenannte Coxarthrose. Das Hüftgelenk besteht aus einer Gelenkpfanne und einem Hüftkopf, die jeweils mit einem Knorpelüberzug ausgestattet sind. Im Normalfall sorgt dieser Überzug dafür, dass keine direkte Reibung zwischen den Knochen entsteht. Mit der Zeit kann es jedoch zu einem Verschleiß des Knorpels kommen, er wird immer dünner, reißt oder raut auf. Durch diesen Knorpelschaden erhöht sich der Druck der Knochen aufeinander und die Belastung im Gelenk kann nicht mehr verteilt werden. Häufig bleibt diese Degeneration zunächst unbemerkt, erst im fortgeschrittenen Stadium treten Schmerzen und eine eingeschränkte Mobilität auf. Dabei gehören zu den ersten Anzeichen häufig Beschwerden beim Abwärtssteigen von Treppen oder Anlaufschmerzen nach längerem Liegen oder Sitzen.
Eingriff mit Routine
Im Gegensatz zum allgemein bekannten Begriff der Prothese handelt es sich bei einer Endoprothese um einen künstlichen Ersatz eines Körperteils, der nicht nach außen sichtbar ist. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Begriffen „endo“ für „innen“ und „prothesis“ für „hinzufügen“ zusammen. Das erste künstliche Hüftgelenk setzte der britische Arzt Sir John Charnley bereits im Jahr 1958 ein. Seitdem konnte die Medizin durch neue Materialien und Verankerungstechniken enorme Fortschritte erzielen, sodass die künstliche Versteifung nur noch in sehr selten Fällen notwendig ist. Künstliche Gelenke gibt es aus verschiedenen Werkstoffen, wie Titan, Keramik oder Kunststoff, die in verschiedenen Zusammenstellungen untereinander kombiniert werden können. „Bei dem minimalinvasiven Einsetzen der Endoprothese kann die Befestigung des Kunstgelenks durch Einzelverschraubungen, Schraubsysteme sowie durch besondere Gestaltung der Oberfläche oder durch Einzementierung mittels eines Knochenzementes erfolgen“, sagt Dr. Cordier.
So früh wie möglich handeln
Aufgrund der natürlichen Knochenalterung oder des Verschleißes der Materialien kann es nach Jahren zu einer Lockerung der Endoprothese kommen. Mittlerweile beträgt die Haltbarkeit der künstlichen Gelenke jedoch gemeinhin 15 bis 20 Jahre. Dr. Cordier versichert: „Hüftoperationen, sowohl der Einsatz als auch die Erneuerung, zählen zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Der etwa einstündige Eingriff gehört damit gerade für uns als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung zu den Routineeingriffen.“ Doch gerade durch die Corona-Pandemie haben viele Betroffene Bedenken und verschieben notwendige Untersuchungen oder Operationen. Dabei bedeutet das Hinauszögern für die Patienten nicht nur eine unnötige Verlängerung ihres Leidens. „Betroffene sollten so früh wie möglich einen Experten aufsuchen. Ansonsten gehen sie das Risiko ein, dass sich der Zustand des Gelenks immer weiter verschlechtert bis hin zu einer möglichen Steifheit“, so Dr. Cordier.
Nach der Operation

Studien zeigen, dass die Genesung durch einen frühen Beginn der Rehabilitation beschleunigt werden kann. Deshalb beginnt man bereits am Tag der Operation oder am Tag darauf mit ersten Übungen. In der Regel beugt und streckt der Physiotherapeut das Bein zunächst im Liegen. Später folgen aktive Übungen. In den ersten Tagen wird vermittelt, wie man sich am besten aus dem Liegen aufrichtet, aufsteht, an- und auszieht, sich sicher mit Gehhilfen bewegt und wie weit man das Gelenk belasten darf. Danach wird die Physiotherapie mit verschiedenen Übungen fortgesetzt.

(red)