Sport, Knochen und Gelenke

Gelenkersatz: OP-Komplikationen durch Rauchstopp vermeiden

Ein neues Knie oder eine neue Hüfte einzusetzen, ist heutzutage ein Routineeingriff. Doch noch immer gibt es Probleme, die man durch eine gute Vorbereitung umgehen könnte.

15.05.2020
Foto: AdobeStock/9nong Foto: AdobeStock/9nong

Knapp 200.000 Patienten pro Jahr erhalten hierzulande ein neues Knie. Was viele von ihnen nicht wissen: Rauchen kann das Risiko für Komplikationen deutlich erhöhen, ebenso wie ein unerkannter Diabetes, starkes Übergewicht, Zahnerkrankungen, chronische Wunden oder Hautinfektionen. Bei Rauchern treten etwa Wundheilungsstörungen, Infekte und Lockerungen des Implantats mindestens doppelt so häufig auf wie bei Nichtrauchern.

Gute Vorbereitung lohnt sich

Ein gezielter zwölfwöchiger Rauchverzicht rund um eine Implantation – jeweils sechs Wochen vor und nach dem Eingriff – kann dieses Risiko um die Hälfte senken.
Aus diesem Grund setzt sich die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE) für die langfristige Vorbereitung von Prothesenimplantationen ein. So können Ärzte frühzeitig risikoträchtige Vorbefunde abklären und behandeln. Ebenso sollen Patienten durch Information und Aufklärung selbst zu einem erfolgreichen Eingriff beitragen können.

Über Risiken aufklären

Diese Einschränkungen sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Implantationen von künstlichen Gelenken heute zu den erfolgreichsten Eingriffen überhaupt gehören. Zertifizierungsmaßnahmen, wie das deutsche Endoprothesenregister EPRD und das Qualitätssiegel EndoCert der DGOOC, führten zu einer laufenden Verbesserung und einer höheren Erfolgsquote. „Wir wissen heute, dass Begleiterkrankungen, Medikation sowie die körperliche und seelische Verfassung unserer Patienten einen wesentlichen Einfluss auf das Implantationsergebnis haben“, so Ascherl, Direktor der Klinik für spezielle Chirurgie und Endoprothetik am Krankenhaus Tirschenreuth auf der Pressekonferenz der AE Ende 2019 in Berlin. „Wir müssen die Betroffenen deshalb bereits ab dem Zeitpunkt der Indikationsstellung zum Ersatzgelenk engmaschig in die Vorbereitungen einbeziehen und aufklären.“

Problem Wundheilung

Dabei komme den Patienten heute eine viel aktivere Rolle zu. „Sie müssen mehr wissen und mehr für sich tun“, sagt Ascherl. So sei etwa vielen Rauchern nicht bekannt, dass der blaue Dampf nicht nur ihrer Lunge und ihren Gefäßen schade. „Die im Rauch enthaltenen Kohlenmonoxide (CO) und Cyanwasserstoffe führen zu einer verminderten Versorgung aller Gewebe mit Sauerstoff. Dadurch ist auch die Wund- und Knochenheilung bei einer Implantation beeinträchtigt“, so der Präsident der AE. „Diese schädlichen Effekte bilden sich jedoch sehr rasch zurück, wenn man mit dem Rauchen aufhört“, stellt der Orthopäde und Unfallchirurg in Aussicht. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich bei allen geplanten Operationen eine mindestens sechswöchige Rauchpause vor und nach der Operation lohnt. (red)