Sport, Knochen und Gelenke

Bei Hüftproblemen rechtzeitig handeln

Manchmal genügt eine kleine Fehlstellung im Hüftgelenk, um nach Jahren Arthrose zu bekommen. Schmerzen und Stillstand aber müssen nicht sein.

27.10.2019
Hüftschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität sehr stark.   Foto: AdobeStock/JPC-PROD Hüftschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität sehr stark. Foto: AdobeStock/JPC-PROD

Schmerzen beim Gehen sind sehr belastend. Nicht nur die Knie sind heikle Knackpunkte, auch die Hüfte bereitet vielen Menschen hierzulande Probleme, auch schon in jüngeren Jahren. Wenn Physiotherapie und Schmerzmittel ausgereizt sind, raten Ärzte deshalb häufig zur Hüft-OP.

Immer mehr Gelenkersatz

Aktuelle Zahlen des Endoprothesenregisters Deutschland zeigen, dass allein im Jahr 2017 fast 240.000 Menschen zum ersten Mal eine künstliche Hüfte bekamen. Und das, obwohl auch Fachärzte den Erhalt eines Gelenks über den Ersatz stellen. „Aufgrund der menschlichen Anatomie und teilweise angeborener Fehlstellungen gehört das Hüftgelenk allerdings zu den Gelenken des menschlichen Körpers, die besonders oft unter Verschleißerscheinungen leiden“, erklärt Dr. Wolfgang Cordier, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und spezielle orthopädische Chirurgie am Krankenhaus St. Josef in Wuppertal.

Ursachen erforschen

Am häufigsten führt die sogenannte Hüftdysplasie zu einem Gelenkverschleiß. Dabei handelt es sich um eine angeborene Überdachungsstörung der Hüftpfanne, bei der der Hüftkopf zwar in der Hüftpfanne liegt, diese ihn jedoch nicht ausreichend halten kann. Rund vier Prozent der Neugeborenen in Deutschland kommen so schon auf die Welt. Die Hüftdysplasie zählt damit zu den häufigsten Skelettfehlentwicklungen.
Erkennen Mediziner die Fehlstellung bereits im Säuglingsalter, lässt sie sich meist durch nichtoperative Maßnahmen, wie eine Spreizhose, beheben. Unbehandelt entwickelt sich die Hüftdysplasie allerdings in vielen Fällen spätestens im Erwachsenenalter zu einem Hüftgelenkverschleiß, auch „Coxarthrose“ beziehungsweise „Hüftarthrose“ genannt.

Probleme durch Fehlstellungen

Eine weitere häufig auftretende angeborene Fehlstellung ist das Impingement („Anstoßen“). Hierbei schlagen Knochen aufeinander, entweder aufgrund einer zu weit übergreifenden Hüftpfanne oder aufgrund eines verbreiterten Schenkelhalses. Diese Fehlstellung führt ebenfalls zu Hüftgelenkverschleiß.
Auslöser für eine Hüftarthrose können aber auch Unfälle, rheumatische Erkrankungen und Durchblutungsstörungen sein.

Individuelle Lösungen finden

Erkennen Mediziner den Knorpelschaden in einem frühen Stadium, zum Beispiel bei der Hüftdysplasie, besteht die Möglichkeit, durch operative Maßnahmen, wie die 3-fach-Beckenosteotomie, das Gelenk zu erhalten. Hierbei löst der Operateur die Hüftpfanne, um sie in eine korrekte Stellung über dem Hüftkopf zu bringen und eine weitere Schädigung des Knorpels zu verhindern.
Bei einer weit fortgeschrittenen Hüftarthrose gilt ein Gelenkersatz jedoch meist als nicht mehr vermeidbar. Allerdings gibt es keine ideale Prothese, die für jeden Patienten passt. Vielmehr finden Mediziner und Patient gemeinsam die individuell beste Lösung, je nach den knöchernen Gegebenheiten, den Bedürfnissen und den Belastungsansprüchen des Betroffenen.
Kunstgelenke können unter anderem aus Titan, Stahllegierungen, Keramik, Kunststoff oder einer Kombination verschiedener Werkstoffe bestehen. Die Verankerung wiederum erfolgt zum Beispiel über Schraubensysteme oder Knochenzement oder als Hybridlösung aus mehreren Materialien.

Frühzeitig bewegen

Nach der Operation gilt meist das Prinzip der Frühmobilisation. Vor allem für jüngere Menschen unter 50 Jahren sollten von einer Hüftprothese absehen, da diese oft nach etwa 15 bis 20 Jahren erneuert werden muss. Außerdem sollten Patienten ein Kunstgelenk immer als Ersatz betrachten, der nicht die gleiche Widerstandsfähigkeit besitzt wie ein natürliches Gelenk. Dennoch ermöglicht ein Kunstgelenk, wieder ein schmerzfreies und aktives Leben zu führen. Ohne Bewegung aber bleibt die Gesundheit insgesamt auf der Strecke. (red)