Kinder und Familie

Stillen macht die Abwehr fit – gegen Krebs

Muttermilch ist das Beste für Neugeborene. Aber auch für junge Mütter ist das Stillen nicht nur praktisch, sondern hat viele Vorteile – für ihre eigene Gesundheit.

02.12.2020
Das Beste für Mutter und Kind!  Foto: AdobeStock/stanislav_uvarov Das Beste für Mutter und Kind! Foto: AdobeStock/stanislav_uvarov

Eng schmiegt sich das Baby an seine Mama. Den kleinen Mund fest um ihre Brustwarze gelegt, die Augen geschlossen, die kleinen Fäuste in die Brust gedrückt. Es ist tief entspannt, nur sein leises Schlucken ist zu hören. Die Mutter sitzt bequem im Sessel, ihr Arm und das große Stillkissen halten ihr Kind sicher und warm, und bei einer Tasse Tee entspannt auch sie: Stillen kann so schön sein!
Dass Muttermilch alles enthält, was Neugeborene brauchen, ist bekannt – der Deutsche Hebammenverband legt anlässlich der jüngst vergangenen Weltstillwoche nach und betont unter dem Motto „Natur lässt sich nicht kopieren“ die einzigartige Bedeutung der Muttermilch für das Kind. So enthält schon ein einziger Tropfen über 4000 lebende Zellen, darunter auch Stammzellen und viele Immunstoffe zur Stärkung der Abwehrkräfte und zum Schutz vor Infektionen.

Zwei Jahre empfohleny

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, das Baby in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Tatsächlich stillen in Deutschland jedoch nur rund 20 Prozent der Mütter im ersten halben Jahr, ohne gekaufte Babynahrung zuzufüttern. Der Deutsche Hebammenverband schließt sich nicht nur der Empfehlung der WHO an, sondern rät auch dazu, nach der Einführung der ersten festen Nahrung weiterzustillen – idealerweise bis zum Ende des zweiten Lebensjahres oder sogar noch darüber hinaus.
Nicht nur, weil es einfach praktisch ist: Die Muttermilch ist immer richtig temperiert und sofort einsatzbereit. Ein enormer Vorteil gegenüber der Flaschennahrung, die frisch angerührt werden muss, mit aufgekochtem und wieder auf Körpertemperatur abgekühltem Wasser. Die Mutter muss gerade nachts nicht dafür aufstehen und in der Küche hantieren, sondern legt das Baby einfach an und kann dann mit ihm im Arm weiterschlafen.

Gesundes Startkapital

„Für das Baby gibt es keine bessere Nahrung“, sagt Aleyd von Gartzen, Bundesbeauftragte für Stillen und Ernährung beim Deutschen Hebammenverband. „Muttermilch ist von Natur aus lebendig, dynamisch und vielfältig – und damit einzigartig für die Ernährung des Neugeborenen.“ So sei es noch viel zu wenig bekannt, dass die Zusammensetzung der Muttermilch nicht nur für das Heranwachsen des Säuglings perfekt ist, sondern auch optimal auf die Bedürfnisse des Kindes reagiert. So bildet sie beispielsweise Antikörper, wenn das Kind krank ist, und passt sich auch dem Alter des Babys an: Während die erste Milch nach der Geburt, das sogenannte Kolostrum, dickflüssig, klebrig und gelblich ist, wird die Muttermilch für den älteren Säugling weiß und dünnflüssig.
Das Kolostrum enthält neben Wasser, Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten besonders viele Stoffe, die die Immunabwehr fördern. So ist das Kind besser vor Infektionen und Krankheiten geschützt, sobald es den Schutz des Mutterleibes verlassen hat.
In den nächsten Wochen passt sich die Muttermilch ständig den Bedürfnissen des Babys an. Und auch während einer Stillmahlzeit verändert sich die Milch: Anfangs ist sie dünnflüssiger und heller, am Ende intensiver weiß und cremiger und verfügt über einen höheren Fettgehalt. Vereinfacht gesagt, löscht das Baby erst einmal seinen Durst, bevor es sich satt trinkt.

Krebsrisiko senken

Doch nicht nur dem Kind tut das Stillen gut, sondern auch der Mutter: „Ich möchte jeder Frau ans Herz legen, möglichst lange zu stillen, weil sie damit nicht nur die Gesundheit ihres Kindes, sondern auch ihre eigene stärkt und unterstützt. Stillen senkt das Risiko der Mutter für Brust- und Eierstockkrebs, für das metabolische Syndrom, für Diabetes und vieles mehr“, sagt Aleyd von der Gartzen.
Was aber, wenn es mit dem Stillen nicht so einfach klappt? Wenn die Mutter eine Brustentzündung, einen Milchstau und Schmerzen beim Stillen bekommt? Oder wenn das Baby auch nach dem Trinken immer noch hungrig ist, weil offensichtlich die Milch nicht reicht?
Erste Ansprechpartnerin für die Mutter ist ihre Hebamme, auch über die Zeit der nachgeburtlichen Versorgung zu Hause hinaus. Sie kann nicht nur kompetent beraten, sondern hat auch viele Tipps, wie der Milchfluss wieder in Gang kommt. (eva)