Herz und Kreislauf

Stummer Herzinfarkt – so beugen Sie vor!

Ein stechender Schmerz, Engegefühl in der Brust – nicht immer sind die Symptome eines Infarkts so typisch. Doch woran sollte man ihn sonst erkennen?

04.03.2021
Gerade im Alter sind die Symptome eines Infarkts oft schwächer ausgeprägt. Im Zweifelsfall lieber die 112 rufen!  Foto: AdobeStock/fitzkes Gerade im Alter sind die Symptome eines Infarkts oft schwächer ausgeprägt. Im Zweifelsfall lieber die 112 rufen! Foto: AdobeStock/fitzkes

Die Zahlen steigen seit Jahren. Aktuell erleiden pro Jahr rund 300.000 Menschen einen Herzinfarkt. Nicht jeder davon überlebt dieses Ereignis, bei dem sich ein das Herz versorgendes Blutgefäß verschließt. Anlässlich des diesjährigen Weltherztages am 29. September sprach Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Kardiologe und Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien Krankenhauses im Interview mit dem Pressesprecher der Deutschen Herzstiftung Michael Wiechert über die Symptome eines Herzinfarkts.

Die typischen Anzeichen

Für die Betroffenen scheint ein Infarkt wie aus heiterem Himmel zu kommen. Tatsächlich bahnt sich dieses potenziell lebensgefährliche Szenario meist lange vorher an. Hohes Cholesterin, hoher Blutzucker, Bluthochdruck, Rauchen und eine erbliche Veranlagung spielen bei der Entstehung die Hauptrolle. Sie führen über kurz oder lang dazu, dass ein Blutgefäß in den Herzkranzgefäßen verstopft oder reißt. Damit ist der Sauerstofftransport zum wichtigsten Taktgeber unseres Lebens an dieser Stelle unterbrochen. Engegefühl, ein Brennen in der Brust oder Schmerzen, die in den Arm, den Oberbauch oder den Rücken ausstrahlen sind dann die Folge. Betroffene beschreiben dieses Gefühl oft so, als säße ein Elefant auf ihrem Brustkorb. Das Herz kommt zudem aus dem Rhythmus. Es schlägt zu unregelmäßig, zu schnell oder zu langsam. Luftnot und Bewusstlosigkeit drohen.
Je länger man in diesem Fall abwartet, desto schwerer werde der Infarkt, berichtet Prof. Voigtländer: „Innerhalb einer Stunde sollte man das Herzkranzgefäß wieder öffnen, sonst drohen weitreichende Folgen am Herzmuskel. Man spricht von einer `goldenen Stunde´“. Die Herzstiftung rät, auch im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als zu wenig die 112 anzurufen.

Infarkt ohne Alarmzeichen

Doch was, wenn es keine eindeutigen Symptome gibt? Dies sei, so der Kardiologe, eher die Ausnahme, doch sei es richtig, dass vor allem bei Diabetikern, aber auch bei älteren Menschen ab dem 65. oder 70. Lebensjahr die Symptomatik geringer ausgeprägt ist. Sie würden die Lage daher weniger gut einschätzen können und warteten oft länger als andere mit dem Anruf beim Notarzt. „Keine Scheu vor der 112!“, heißt daher die Devise. Die meisten ab dem 50. Lebensjahr haben mindestens einen der o. g. Risikofaktoren. Prof. Voigtländer: „Das Auftreten eines Herzinfarkts kann durch eine kluge Analyse der Risikofaktoren und eine entsprechende Behandlung, teilweise auch aggressive Behandlung durch Lebensstiländerungen (…), medikamentöse Therapie oder eben auch durch interventionelle oder operative Verfahren die Herzinfarkthäufigkeit drastisch gesenkt werden.“ (bibi)