Herz und Kreislauf

Kreislauf vor dem Kollaps?

Steht uns ein neuer Hitzesommer wie 2018 bevor? Die Experten sagen ja. Falls es so kommt, sollten vor allem ältere Menschen auf Blutdruck und Kreislauf achten und vor allem viel trinken!

26.06.2020
Foto: AdobeStock/freshidea

Anhaltende Hitzewellen sind eine besondere Belastung für den Körper. Um nicht zu überhitzen produziert die Haut kühlenden Schweiß. Zusätzlich weiten sich die Blutgefäße in der Haut, um die Wärme effektiver nach außen zu leiten. „Durch die Weitstellung der Gefäße sinkt bei den meisten Menschen der Blutdruck“, erklärt Professor Dr. med. Jürgen Floege, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen an der Uniklinik der RWTH Aachen auf der Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM). In einer warmen Umgebung sei außerdem der Blutdruckabfall, der beim Wechsel vom Liegen zum Stehen entstehe, ausgeprägter. Schwindel, Müdigkeit oder Übelkeit können auftreten.

Blutdruck kontrollieren

Wer ohnehin einen sehr niedrigen Blutdruck hat, sollte es vermeiden, an heißen Tagen zu rasch aufzustehen oder zu lange zu stehen. Doch auch wer einen zu hohen Blutdruck hat und Medikamente einnimmt, kann bei hohen Temperaturen Kreislaufprobleme bekommen. „Wer Blutdrucksenker einnimmt, sollte in Hitzeperioden seinen Blutdruck täglich überwachen“, rät Floege. Wenn der obere, systolische Wert immer wieder oder gar dauerhaft unter 120 mmHg sinke, solle Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. Eventuell muss die Tablettendosis reduziert oder die Einnahme ganz ausgesetzt werden.

Ausreichend trinken!

Neben dem Blutdruck kann an Hitzetagen auch der Flüssigkeitshaushalt in Schieflage geraten, denn durch das Schwitzen gehen dem Körper Flüssigkeit und Salze verloren. Besonders Menschen, deren Durstempfinden gestört ist oder die nicht oder nur eingeschränkt selbstständig trinken können, laufen Gefahr, einen ausgeprägten Flüssigkeitsmangel zu erleiden, der zu Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Krampfanfällen und Bewusstseinseintrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen kann. „Gerade ältere Menschen haben oft nur ein gedämpftes Durstgefühl“, so Floege. Vor allem in den Sommermonaten sollten sie daher bewusst „über den Durst trinken“.
Bei Pflegebedürftigen, Heimbewohnern und auch bei Neugeborenen sollten Angehörige und Betreuer besonders genau darauf achten, dass die Flüssigkeitsversorgung auch in Hitzephasen gewährleistet ist.
Ein erhöhtes Risiko besteht auch bei Patienten mit Bluthochdruck, die entwässernde Substanzen einnehmen. Diese sogenannten Diuretika verstärken den Wasser- und Salzverlust zusätzlich. Auch hier kann daher – in Absprache mit dem Arzt – eine Dosisanpassung sinnvoll sein. (red)